In Chitwan und Kathmandu
Der Chitwan-Nationalpark ist ein Nationalpark, der 1973 als erster Nationalpark Nepals unter dem Namen Royal Chitwan National Park gegründet wurde. Er nimmt eine Fläche von 932 qkm ein und liegt im Terai, den südlichen Vorbergen des Himalaya. Die südliche Grenze des Nationalparks ist zugleich die Landesgrenze zu Indien. Im Norden bildet der Fluss Rapti und im Westen der Fluss Narayani eine natürliche Begrenzung zu besiedelten Gebieten.
Tag 23 - Samstag 18.04.2009
Wieder Frühstück im Garten des Annapurna-View Hotels. Ich entscheide mich heute für Spiegelei mit Bratkartoffel, Tee und Mango-Lassi. Ich sehe noch, wie der Ober das Hotel auf einem Fahrrad verläßt und kurz darauf mit einer Tüte voller Mangos wieder zurück kommt. Bei uns hätte es geheißen Mango ist aus, aber hier holt einer ganz einfach frische Mangos, Respekt. Lucia kommt auch zum Frühstück und erzählt, daß es Pavel immer noch nicht besser geht und daß sie heute mit dem Touristenbus nach Kathmandu fahren. Aus der Besichtigung der Königsstädte im Kathmandu-Tal ist für die Beiden leider nichts geworden, sie müssen schauen, daß sie ihren Flieger zurück in die Heimat bekommen. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns, für die zwei geht es nach Hause und für mich geht es nach Chitwan.
Chitwan ist im Süden Nepals und grenzt dort an Indien. Wir fahren nach Sauraha, einen Ort im ehemaligen Jagdgebiet der nepalischen Rajas. Hier gibt es Tiger, Elefanten Leoparden und Nashörner. Ich kann es immer noch nicht glauben, daß es diese Tiere in Nepal gibt. Am Ortsende von Pokhara sehe ich ihn dann doch, Machapuchare, dieser geheimnisvolle Berg sieht schon sehr majestätisch aus. Auf halbem Weg steigt Dorche dann aus um mit dem Bus alleine zurück nach Katmandu zu fahren. Ich fahre nun mit dem Fahrer, der so gut wie kein Englisch kann, weiter nach Sauraha. Die Landschaft ändert sich immer mehr und es wird immer trockener und wärmer. Nach gut drei Stunden kommen wir dann in Sauraha an und das erste das ich sehe ist ein Elefant mit
Passagieren der gemütlich auf der Strasse trottet und es ist so normal, als ob man bei uns einen Bus mit Fahrgästen sehen würde. Im Hotel werde ich sehr freundlich aufgenommen und man erzählt mir, daß der Besitzer ein Deutscher sei und daß es zum Frühstück deutschen Kaffee gibt. Ich beziehe ein tolles Zimmer und dann gibt es auch schon Mittagessen. Dannach lerne ich Gopal kennen, einen Mann, der sich um die Gäste kümmert und der hier jeden Baum, Strauch und jeden Vogel kennt. Er sagt mit, daß er mich so gegen 16:00 Uhr zu einer Führung durch das Dorf und den angrenzenden Dschungel abholen wird und er meint ich soll doch
in den Schatten gehen und die Mittagszeit vorüber gehen lassen. Ich finde in der Bücherei ein passendes Buch und suche mir einen schattigen Platz als mich ein junger Nepali mit den Worten anspricht: 'Do you wanna see our elephants?' Und ob ich die sehen will, er bringt mich zu den beiden Elefanten die dem Hotel gehören und er erzählt mir wie sie heißen, wie alt sie sind und was sie den ganzen Tag über zu fressen bekommen. Sie werden jeweils von einem Mahout, dem Elefantenführer und einem Mann der sich nur um das Futter kümmert, versorgt. In der Regel bleiben der Elefant und der Mahout ein Leben lang zusammen, der Mahout hat sogar sein Bett neben dem Schlafplatz des Elefanten stehen.
Die Zeit vergeht wie im Flug, denn die Erzählungen zu den Elefanten sind wirklich sehr interessant. Gopal wartet schon mit der Führung auf mich und es sind auch zwei Frauen dabei, Lehrerinnen aus England und Kanada, die die Kinder hier für ein halbes Jahr in Englisch unterrichten. Gopal geht mit uns auch an den Fluss, der die Grenze zum Naturschutzgebiet ist und zeigt uns die Stelle, von der aus wir morgen in der Früh den Fluss in einem Einbaum befahren werden. Als wir hier am Fluss stehen, wächst ringsum die Aufregung und wir bekommen einen wilden Elefanten gezeigt, von denen es hier im Park nur noch ca. 40 Exemplare gibt. Es heißt, wer einen wilden Elefanten sieht,
der hat Glück, schauen wir mal. Der Tag neigt sich dem Ende zu und ich erlebe den ersten Sonnenuntergang meines Lebens im Dschungel. Die Geräusche um mich herum sind einfach faszinierend.
Tag 24 - Sonntag 19.04.2009
Es dämmert und mich weckt der Indische Kuckuck. Ich habe noch nie einen Vogel gehört, der so einen einprägsamen Ruf hat. Kein Wunder, daß dieser Vogel in indischen Erzählungen einen ähnlichen Status hat wie bei uns die Nachtigall. Also raus aus den Federn und rein in die Klamotten um 6:00 Uhr geht es ohne Frühstück zum Fluss. Dort angekommen, besteigen wir einen Einbaum und Gopal sagt zu einer der Lehrerinnen, die beim Einsteigen ziemlich wackelt: 'hold the balancy, the crocodiles are hungry this morning'. Die beiden Frauen versteinern umgehend und haben an der Flussfahrt überhaupt keinen Spaß mehr. Die Fahrt auf dem Fluss ist klasse, wir sehen Gaviale, das sind indische Krokodile,
Affen und jede Menge exotische Vögel wie Marabus, Papageien und Geier. Irgendwann verlassen wir dann das Boot und gehen zu Fuß zurück nach Sauraha. Wir kürzen den Flusslauf einfach ab. An einer Stelle wird Gopal sichtlich nervös, hier war vor kurzer Zeit ein Nashorn und wir nehmen einen anderen Weg, denn er möchte zu Fuss keinem Nashorn begegnen. Gopal ist ein Freund der Tiere und der Natur überhaupt. Er spricht ein ausgezeichnetes Englisch und er ist ein sehr angenehmer Mensch. Er zeigt uns Temitenbauten, Höhlen von Boas, Affen und er erklärt sehr gut, wie hier die Natur funktioniert. Auch daß es im Park ca. 20 Tiger und mehrere Leoparden gibt, die aber tagsüber nie zu sehen sein werden.
Irgendwann kommen wir dann zur Elefantenaufzuchtsstation. Kaum sind wir da, sind die beiden Lehrerinnen fort und Gopal zeigt mir noch einen riesigen Termitenbau. Er kann es nicht verstehen, daß alle Touristen nur die kleinen Elefanten sehen wollen, wo doch Termiten genauso ein Teil der Schöpfung sind. Wobei diese kleinen Elefanten schon etwas Besonderes sind, da ist zum Beispiel ein Zwillingspärchen mit einem halben Jahr. Bei uns im Tierpark wäre das eine Sensation aber hier ist das ganz normal und es ist nicht mal ein Zaun zwischen den Besuchern und den Elefanten, einzig die Mutter hat eine Kette um einen Fuß. Gopal erklärt auch, daß die Ausbildung der Elefanten sehr lange dauert und auch sehr hart ist.
Aber wenn ein Elefant das hinter sich gebracht hat, dann hat er ein Leben lang einen Beschützer in seinem Mahout und der wird dafür sorgen, daß es ihm gut geht. Mittag steht dann ein Bad mit den Elefanten auf dem Programm. Ich kann mir erstmal nichts darunter vorstellen aber es ist toll zu sehen wie vorsichtig sich die Elefanten mit den Menschen auf dem Rücken in das Wasser legen und sie dann mit Wasser aus dem Rüssel abduschen, und das alles für einen Euro. Mich wundert nur eines, keine 10 Meter oberhalb der Badestelle liegt ein ca.2 Meter langes Krokodil im Wasser und keiner schert sich etwas drum. Auf meine Frage warum das so ist, meint Gopal nur, daß sich ein Krokodil nie in die Nähe eines
Elefanten wagen würde und die Krokodile würden sowieso gut satt werden, da es hier viele Fische gibt. Nach dem Mittagessen und einem kleinen Schläfchen steht dann das Highlight des Tages an. Es gibt einen Ausflug auf dem Rücken eines Elefanten und wenn wir Glück haben bekommen wir dabei wild lebende Nashörner zu sehen. Bevor ich gegen 16:00 Uhr mit einem Jeep zum 'Elefantenbahnhof' gebracht werde hat Gopal noch einen wichtigen Tipp für mich. Ich soll ja zum Schutz vor Dornen und Ästen lange Hosen und ein langes Hemd anziehen, da es einem Elefanten egal ist, ob Äste oder Dornen im Weg sind. Am 'Elefantenbahnhof' liegen mehrere Elefanten auf dem Boden und warten, daß die Fahrgäste
auf den Platformen die auf ihren Rücken geschnallt wurden, Platz nehmen. Ich erkenne den Elefanten auf dem wir Platz nehmen sollen, es ist Buddah eine Elefantendame die zum Hotel gehört und mit der ich bereits Bekanntschaft gemacht habe. Die beiden Lehrerinnen und ich nehmen auf dem Rücken des Elefanten Platz und schon geht es los. Buddah erhebt sich alles wackelt und wir schaukeln dann in Richtung Dschungel davon. Wenn man versucht sich dem Rythmus des Elefanten anzupassen, dann ist das mit der Schaukelei nicht so schlimm. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da reißt mit einem Knall eines der Seile mit der die Plattform auf dem Rücken des Elefanten befestigt ist. Meine Begleiterinnen bekommen
das überhaupt nicht mit und ich sehe mich schon unter der Plattform begraben. Der Mahout steigt auf den Nacken des Elefanten und verknotet die Seile einfach wieder, na hoffentlich hält das. Wir sehen Pfaue, wilde Hühner und 'pointet deers', kleine gepunktete Hirsche. Wir sehen aber auch Nashörner und das aus unmittelbarer Nähe. Unser Mahout hat damit kein Problem, denn er erklärt, daß kein Tier aus dem Dschungel einen ausgewachsenen Elefanten angreifen würde.
Es geht bergauf und es geht bergab es geht durch einen kleinen Fluss in dem wir eine Pause machen und in der unser Mahout Wasser als Erfrischung in das Gesicht von Buddha spritzt. Auf dem Rückweg sehen wir dann noch Kinder, die ganz aufgeregt 'Rhinos, Rhinos' rufen und der Mahout lenkt seine Buddha direkt in die Richtung die die Kinder anzeigen. Es sind auch schon mehrere andere Elefantenbesatzungen in sicherem Abstand zu den Nashörnern vor Ort. Unser Mahout schert sich einen Teufel und steuert direkt auf das Rhino mit seinem Jungen zu. Der Kerl vertraut seinem Elefanten und ist von dessen Unangreifbarkeit überzeugt. Aber auch dieses Mal enttäuscht uns Buddha nicht und alles geht gut. Als wir fast am
Elefantenbahnhof sind fragt uns unser Mahout ob wir lieber mit dem Jeep zurück fahren wollen oder ob wir gemeinsam zum Hotel zurück reiten. Wir entscheiden uns für den Rückweg auf dem Elefanten. Ich frage mich Unterwegs nur wie das mit dem Absteigen funktionieren soll. Als wir dann schließlich angekommen sind, öffnet die Frau des Mahout auf dem Balkon ein Tür'l und Buddha muss rückwärts einparken, was einwandfrei funktioniert. Aha, auch das gehört zu den 20 Kommandos die sich so ein Elefant merken kann, wie ich gelernt habe. Die beiden Lehrerinnen verzupfen sich so schnell sie können und ich tätschle dem Elefanten noch das Ohr, denn wann hat man schon sonst so eine Gelegenheit. Am Abend gibt es dann noch eine Folkloredarbietung der Taro,
die sehr unterhaltsam ist. Taro sind ein Volksstamm aus Indien die im 18 Jahrhundert von den Nepali Rajas hier angesiedelt wurden um dieses fruchtbare Gebiet urbar zu machen. Taros hatten damals einen entscheidenden Vorteil, sie sind gegen Malaria resistent. Heute spielt das keine Rolle mehr, da Chitwan seit den späten 50er Jahren malariafrei ist.
Tag 25 - Montag 20.04.2009
Der letzte Tag in Chitwan, es ist zwar noch fast dunkel aber dieser Indische Kuckuck gibt wieder alles, es ist ein besonderes Erlebnis von diesem Vogel geweckt zu werden. Heute steht 'Birdwatching' mit Gopal auf dem Programm, wir treffen uns wieder um 06:00 Uhr vor dem Hotel. Gopal ist klasse, er denkt an alles, er hat ein Vogelbuch und ein Fernglas dabei und gleich hinter dem Hotel geht es mit den ersten Vögeln los, Seidenschwänze, das sind Vögel die sind etwas kleiner als ein Star, dafür haben sie einen Schwanz der etwa 50 cm lang ist. Gopal erklärt mir Vögel, die ich noch nicht mal sehen kann. Voller Begeisterung erklärt er alles und hält mir das Fernglas hin gleichzeitig zeigt er mir dann diese Vögel im Buch.
An uns segelt ein riesiger Marabu vorbei und wir sehen in einem Baum ca. 50 Papageien, Adler, Geier und alle möglichen andere Vögel, deren Namen ich vergessen habe. Dann kommen auf einmal Elefanten, sie kommen aus dem Dschungel in dem sie mit ihren Mahouts beim Gras schneiden und sich voll fressen waren. Es ist ein toller Anblick diese majestätischen Tiere in der aufgehenden Sonne zu beobachten. Leider geht gegen 09:00 Uhr eine aufregende Zeit mit einem Frühstück, zusammen mit Gopal, zu Ende. Gopal habe ich in der kurzen Zeit als einen Menschen kennen gelernt, der die Natur in ihrer Gesamtheit achtet und liebt.
Nach dem Abschied packe ich meine sieben Sachen in den Toyota und zurück geht es nach Kathmandu. Mein Urlaub neigt sich nun rapide dem Ende zu und im Laufe des Nachmittags hat uns dann Kathmandu wieder. Hupen, schreien, stinkende Autos unheimlich viele Menschen, all die Dinge die ich schon vergessen hatte, sind plötzlich wieder da. Aber da ist auch Dorche wieder da, er sitzt zusammen mit dem Wachmann des Hotels am Tor und wartete auf mich. Der Manager im Hotel gibt mir alle meine Sachen wieder und er drückt mir auch ein Flugticket mit 'Buddah-Airlines' zum Mt. Everest in die Hand. Klasse, der Flug ist für morgen früh um 07:00 Uhr geplant, ich freu mich drauf. Dorche und ich unterhalten und noch bei einer Kanne Tee
über das Erlebte in Chtiwan und ich gehe bald darauf ins Bett, da mich morgen Früh um 05:00 Uhr das Taxi zum Flughafen bringt. Irgendwie lautet die Regel für diesen Urlaub: 'Früh rein in's Bett und auch wieder früh raus', das ist kein Urlaub für Nachtschwärmer.
Tag 26 - Dienstag 21.04.2009
04:00 Uhr aufstehen, puhh jetzt pressiert es aber, raus aus den Federn und rein in Dusche, die muss man unbedingt nutzen muss, wenn man sie schon mal so komfortabel hat. Unten wartet bereits der Wachmann mit dem Taxi auf mich. Bevor ich mich reinsetzte, verhandle ich erstmal den Fahrpreis, so wie ich es von Dorche gelernt habe. Der Taxler wollte 400 Rupies für die Fahrt, aber er ist dann doch auch mit 150 Rupies zufrieden. Los geht es durch ein Kathmandu, das ich so ruhig noch nicht gesehen habe. Langsam bauen die ersten Händler neben der Strasse ihre Stände auf. Aber bevor das richtige Leben hier beginnt sitze ich am Flughafen und warte auf meinen Mountainflight. Voller Neid betrachte ich die Urlauber die sich
am Abflugschalter nach Lucla einfinden. Die fliegen alle zum Ausgangspunkt für den Trek zum Mt. Everest und mein Urlaub ist so gut wie vorbei. Bei aller Freude auf Zuhause kommt hier schon so etwas wie Neid auf. Irgendwann nach 07:00 Uhr, geht es dann los. Mein Moutainflight wird aufgerufen, wir gehen über das Rollfeld zu der 'Buddah-Air Maschine'. Die ist eine 2-motorige Piper mit 18 Sitzplätzen und 9 Fenstern auf jeder Seite, somit hat jeder Fluggast einen Fensterplatz. Das ist aber den japanischen Fluggästen egal, sie drücken sich bei jeder Gelegenheit an das Fenster von dem sie glauben, daß sie von hier aus den besseren Schnappschuss machen können. Kurz nach dem Start stellen sich dann die Pilotin und die Copilotin vor.
Mit der Stewardess ergeben sie ein komplettes Frauenteam. Die Stewardess teilt Blätter mit dem Profil der Himalayakette aus und sie erklärt jedem der es wissen will die Berge. Während des Fluges darf dann jeder in die Pilotenkabine um dann das Ganze durch die rundum verglaste Pilotenkabine betrachten zu können. Da ich ganz hinten sitze, habe ich zwischendurch schon das Gefühl nicht an die Reihe zu kommen aber ich genieße auch so den spektakulären Blick auf all diese schneebedeckten 6000er, 7000er und 8000er. Irgendwann komme ich dann dran, auf dem Weg in die Kabine strahlt mich die Stewardess an und meint: 'You have the luck to see Qomolangma from face to face'. Qomolangma ist der tibetische Name für
den Mt. Everest und es bedeutet 'Mutter des Universums'. Und richtig, kaum bin ich in der Pilotenkabine steht dieser Wahnsinnsberg direkt vor mir. Zig Bücher gelesen, hunderte Bilder gesehen und jetzt ist dieser Berg zum Greifen nahe. Solche Augenblicke muss man erleben, denn sie sind sehr schwer zu beschreiben. Der Rückflug vergeht dann wie, ja wie im Flug. Mein Kopf ist mit dem verarbeiten des Erlebten schon sehr beschäftigt. Nach der Landung fahre ich mit dem Taxi zum Hotel zurück, dort wartet Dorche auf mich und wir gehen Essen und besprechen den Plan für den Nachmittag. Dorche will mit mir unbedingt nach Pashupatinath. Das ist nach Muktinath das größte Hinduheiligtum in Nepal. Hier
wird Shiva als Pashupati, Gott des Lebens verehrt. Die Tempelanlage liegt am heiligen Fluss Bagmati etwa sechs Kilometer östlich von Kathmandu. Der eigentliche Tempel ist nur für Hindus zugänglich, der äußere Tempelbezirk darf hingegen von jedermann betreten werden. Da der Bagmati direkt in den für Hindus heiligen Fluss Ganges fließt ist es für sie erstrebenswert, nach dem Tode hier verbrannt zu werden und daß dann die Asche vom Bagmati zum heiligen Ganges getragen wird. Ich werde Zeuge einer solchen Verbrennung und es ist zu sehen, daß diese Menschen mit dem Tod anders umgehen als wir. Hier ist der Tod nach dem hinduistischen und buddhistischen Glauben ganz einfach der Start in ein
besseres Leben, wenn man sich das in diesem Leben verdient hat. Ziel eines jeden ist dann das Nirvana, das den Austritt aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten bedeutet, es bedeutet auch das Loslassen von allem menschlichen Verlangen. Ich bin schon sehr beeindruckt von dem Erlebten und wir machen uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel, dem International Guesthouse. Hier besprechren wir dann noch den Plan für den letzten Tag in Kathmandu. Ich bin hundemüde aber ich bestelle mit noch ein Everest und sitze im Innenhof des Hotels unter einer Pergola und genieße die Ruhe und das ganz leichte Geprassel des einsetzenden Regens. Das war der vorletzte Tag eines Urlaubes den ich so nicht erwartet hätte.
Tag 27 - Mittwoch 22.04.2009
Ausschlafen, was ist das? Das ist etwas, das ich mir hier komplett abgewöhnt habe und ich bin natürlich um 06:00 Uhr auf, drücke mich ein bisschen im Bett rum und dann stehe ich auf. So ein Vormittag, so ganz ohne Plan ist doch auch mal schön. Ich entscheide mich für ein Frühstück in 'Delimah's Garden'. Das ist eine Kneipe mit einem wunderbaren Garten in einem Hinterhof in 'Seven Corner's' dem Touristenzentrum Kathmandus. Die Atmosphäre hier ist genauso wie es Kurt alias Maikel Dai beschrieben hat. Ein toller Garten, nette Leute und sehr gutes Essen. Wieder mal ein Tipp von ihm der genau so ist, wie er es beschrieben hat. So vergeht der Vormittag mit Frühstücken und Zeitung lesen.
Die Zeitung 'Nepal New's' ist natürlich in Englisch, aber mittlerweile denke ich sogar englisch und das nach vier Wochen. Es ist schon erstaunlich wie man sich anpasst, wenn man dazu 'gezwungen' wird. Am Nachmittag treffe ich dann wieder Dorche und wir besuchen einen Freund von ihm, den wir schon ein paar Mal getroffen habe. Er hat einen kleinen Laden und bestickt mit seinen Nähmaschinen hauptsächlich T-Shirts. Hier wird so ein Motiv nicht gedruckt, nein es wird mit der Maschine gestickt und das in so vielen Farben wie nötig. Diese T-Shirts sehen klasse aus. Ich bestelle 7 Stück und auf meine Frage wie lange es dauert bekomme ich zur Antwort: 'I dont know, when we have power we are ready in maybe 1 hours'. Dieses 'maybe' ist hier in Nepal
ein geflügeltes Wort. Die T-Shirts sind fertig geworden, sie sehen gut aus und haben pro Stück 2 Euro gekostet. Weiter geht es zum 'Durbar Square', einer weiteren Königsstadt mitten in Kathmandu. Diese Königstadt ist mehr als 1000 Jahre alt, bei uns wäre das alles ein Museum und abgesperrt. Hier ist Leben inmitten dieser Tempel und Paläste aus alten Zeiten. Und dann passiert es Dorche, einem Mann der sehr peinlich auf seine Schuhe achtet, daß er in einen Haufen Hundedreck tritt. Sein Gesicht verzerrt sich, und ich sage zu ihm im Spaß er soll doch seinen Schuhe am Fell einer Kuh die hier so ganz einfach rum liegen saubermachen. Er schaut mich an zwinkert und sagt: 'My life should not end at the next tree by hanging of a Hindu'.
Stimmt! Er putzt die Schuhe notdürftig am Pflaster ab und wir kaufen uns ein Bier. Nach dem 'Durbar Square' kommt dann noch der 'Nepali Market' mit seinen Läden und Ständen in denen die Einheimischen einkaufen. Die Frauen stehen vor den Stoffläden Schlange und es riecht überall nach Gewürzen und Tee. Ich kaufe Tee und Gewürze und überlege wie ich das Ganze in meinen Rucksack und in der Reisetasche unterbringe. Natürlich müssen auch noch zwei Flaschen Everest und eine Flache 'Green-Chili' in den Rucksack. Dorche glaubt sowieso, daß ich ein Chili-Chunkie bin, aber ich stehe total auf diese Sauce. Dann kommt de Abschied, wir beide stehen uns gegenüber und wissen, dass wir in diesen vier Wochen
Freunde geworden sind. Wir haben über alles geredet oder sind auch Stunden lange ohne ein Wort zu reden neben einander gegangen. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen und ich habe ihn immer respektiert und ich denke wer andere respektiert, der wird auch von ihnen respektiert. Wir umarmen uns und ich hoffe, dass wir uns wiedersehen. Den letzten Abend möchte ich nicht wieder mit dem Anbruch der Dunkelheit im Bett verbringen und so stürze ich mich dann in das quirlige Nachtleben von Kathmandu. Nach einem tollen Abendessen im 'Third Eye', wieder einem Tipp von Maikel Dai, lande ich in einer Shisha-Bar, hier rockt eine Nepali-Band Cover von Neil Young, ACDC und Metallica.
Es ist einfach super und es wird spät, so spät wie nie vorher in Nepal. Auf dem Weg von 'Seven-Corners' zum Hotel ist nur noch Dunkelheit um mich und ich begegne keinem Menschen. Todmüde falle ich ins Bett und denke: 'Schade das war's'.
Tag 28 - Donnerstag 23.04.2009
Gestern Abend hat Ganesh der Hotelmanager noch gemeint. 'I'll call a taxi for you tomorrow morning'. Und ich habe noch überlegt wie das hier funktionieren soll, die ganze Zeit über habe ich nicht ein Taxi mit Telefon oder Funk gesehen. Aber als ich in der Früh mit meinem Gepäck vor dem Hotel stehe, weiß ich was der Manager gemeint hat. Der Wachmann vom Hotel ist zum nächsten Taxi gegangen und kommt nun mit diesem hier angefahren. Also Gepäck einladen, den Fahrpreis verhandeln und ab geht es zum Flughafen. Ein letztes Mal drehe ich mich um, viele Gedanken schießen durch meinen Kopf. Ich wäre schon noch gerne hiergeblieben aber jetzt freue ich mich auch wieder auf Zuhause und ich habe es mir ja auch fest vorgenommen, ich komme wieder. Namaste Nepal.