In Kathmandu


Im Norden und im Osten Nepals liegt ein großer Teil des Himalaya-Gebirges, unter anderem der Mount Everest, dessen Gipfel mit 8.848 m ü. M. den höchsten Punkt der Erde darstellt, und sieben weitere der zehn höchsten Berge der Erde. Der tiefste Punkt dagegen liegt auf 70 m ü. M., bei Kencha Kalan im Süden Nepals, im Terai. Das Terai ist das Nepals zentralem Bergland südlich vorgelagerte Tiefland. Der 25-80 km breite, wenige hundert Meter über dem Meeresspiegel liegende Flachlandstreifen zieht sich entlang der etwa 800 km langen Grenze zu Indien. Trotzdem ist Nepal noch das durchschnittlich höchstgelegene Land der Welt, mehr als 40% des Landes liegen über 3.000 m. In der Hauptstadt Kathmandu leben offiziell 900.000 Einwohner. Aber im gesamten Ballungsraum dem Kathmandutal leben wohl an die 3.000.000 Menschen. Kathmandu liegt auf einer Höhe von 1300 m und wird von Bergen bis zu 2700 m umringt.























Tag 1 - Samstag 28.03.2009

Es ist später Nachmittag und ich sitze in München am Flughafen und warte darauf, daß der Schalter von 'Quatar Airways' aufmacht. Ich bin schon ziemlich gespannt, was wohl in den nächsten vier Wochen auf mich zu kommen wird. Eine Reise nach Nepal an den Himalaya soll es sein, mehr als 20 Jahre lang habe ich davon geträumt und jetzt geht es los.
Bei der Organisation hat mir Kurt geholfen. Kurt lebt in Augsburg und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit der Organisation und der Durchführung von Reisen nach Nepal, Indien und Tibet. Auf Kurt bin ich durch einen Reisebericht eines seiner Kunden im Internet gestoßen und das war für mich ein richtiger Glücksfall. Nach mehreren Telefonaten haben wir uns dann bei ihm in Augsburg getroffen und alles besprochen. Alles was er dann für mich organisiert hat, hat perfekt funktioniert. Soviel Vorweg, jedem der so etwas zum ersten Mal macht, dem würde ich auf alle Fälle Kurt oder 'Maikel Dai' wie sie ihn in Nepal nennen, empfehlen.
Endlich macht der Schalter auf und es geht los, überall sind mittlerweile Menschen mit Rucksäcken oder auch schon Trekkingklamotten zu sehen. Kein Wunder, die beste Verbindung von Deutschland nach Nepal ist eben ein Flug irgendwohin in die Arabischen Emirate und dann weiter nach Kathmandu. Direktflüge gibt es von Europa aus keine. Diese arabischen Fluggesellschaften fliegen aber auch nur wegen den nepalesischen Gastarbeitern nach Kathmandu. Der Airbus von 'Quatar-Airways' landet am Sonntag gegen 05:00 Uhr auf einem riesigen Flugplatz mit zehn Start- und Landebahnen mitten in der Wüste bei Doha. Beim Verlassen des Flugzeugs fühlt man überall die heiße trockene Wüstenluft. Mit dem Bus geht es dann in Richtung Abfertigungsgebäude und das ist sehr exklusiv. Hier sieht man sehr deutlich, daß an nichts gespart werden muss, Marmor, Glas, Edelstahl und ein Duty-free-Shop der mit allen möglichen Luxusartikeln vollgestopft ist. Hier gibt es Ferrari, Rolex und alles was das Herz begehrt. Da ich aber nichts brauche, vertreibe mir Zeit bis zum Weiterflug nach Kathmandu mit einem Kaffee.

Tag 2 - Sonntag 29.03.2009

Nach ungefähr 13 Stunden Gesamtflugzeit landen wir am Sonntagnachmittag gegen 17:00 Uhr Ortszeit in Kathmandu. Alles ist anders, beim Verlassen des Flugzeugs schlägt es einem feucht-heiße Luft ins Gesicht und alle gehen zu Fuß über das Rollfeld in Richtung Abfertigungsgebäude. Nachdem ich mein Gepäck gefunden habe muss ich noch zur Passkontrolle und ich brauche auch noch ein Visum für meinen Aufenthalt in Nepal, der Preis dafür sind 35 Dollar oder 30 Euro. Hier geht das erste Durcheinander schon los, die ankommenden Touristen drängeln und die Nepali an den Schaltern haben alle Zeit der Welt und unterhalten sich angeregt neben ihrer Arbeit. Aber dann geht die Flughafentüre auf und auf mich schlägt eine Welle von hunderten Nepali ein. Träger, Führer und Taxifahrer, jeder bietet seine Dienste an, es ist der pure Wahnsinn. In der Menge sehe ich zufällig einen Mann der mir zuwinkt und meinen Namen ruft. Erstaunt gehe ich zu ihm hin und er sagt, sein Name ist Dorche und er ist für die nächste Zeit mein Begleiter. Aha, das ist also Dorche, der Führer den mir Kurt besorgt hat. Er hat damals in Augsburg gemeint, er versucht mir seinen besten Führer zu organisieren, und da steht er jetzt. Ich frage ihn, wie er mich erkannt hat und er zeigt mir mit einem Lächeln mein Trekking-Permit mit Passfoto. Aha, das war ja einfach. Wir schnappen uns ein Taxi und fahren zum Hotel. Auf der Fahrt dorthin staune ich, wo ich gelandet bin und ich überlege, ob das überhaupt etwas für mich ist. Chaos, überall nur Chaos, hupen, schreien, jeder fährt auf der Straße wie er will, zwischendurch Hunde und heilige Kühe die etwas zu fressen suchen. Rauch von verbranntem Müll, Staub von nicht geteerten Straßen und laute Hindumusik aus dem Radio im Taxi. Dorche sieht mein Gesicht und meint: 'you'll get used to it'. Ja, hoffentlich gewöhne ich mich daran. Wir fahren durch ein Tor in den Innenhof des 'International Guesthouse', meinem Hotel in Kathmandu, und alles ist wieder anders. Es ist ein altes sehr gepflegtes Haus mit einem schönen Garten umgeben von Chaos. Hier kann man es aushalten. Ich checke ein und bringe mein Gepäck auf's Zimmer. Dorche hat inzwischen Tee bestellt, den wir im Garten trinken und dabei besprechen wir die Dinge, die wir vorhaben. Für morgen Früh verabreden wir uns zu einem Frühstück bei Dorche Zuhause. Todmüde falle ich in mein Bett immer noch beindruckt von dem bis jetzt Erlebten.

Tag 3 - Montag 30.03.2009

Pünktlich um 7:30 Uhr holt mich Dorche ab und wir nehmen ein Sammeltaxi für die Fahrt. Ja, Sammeltaxi, bei uns würden in so einem Taxi 8 Menschen sitzen, hier ist so ein Taxi erst voll, wenn mindestens 20 Nepali drin sind. Klar sind diese Nepali schlanker als die meisten Europäer, aber mit 20 Menschen ist so ein Taxi schon auch voll. Aber alles funktioniert reibungslos. Kinder fahren in die Schule, Frauen zum Einkaufen und es kostet nur ein paar Cent. Heute schaut es schon ganz anders aus, das vermeintliche Chaos ist gar nicht so chaotisch und ich fange an mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Dorches Frau wartet schon mit dem Frühstück auf uns, es gibt frisch gebackenes Brot und Rührei, dazu Minztee. Genau da hat auch mein Leben als Teetrinker begonnen. Vorher habe ich Tee nur getrunken, wenn mir nicht gut war, heute möchte ich auf Tee nicht mehr verzichten. Wir unterhalten uns über alle möglichen Dinge, warum Dorche in Kathmandu lebt und so weiter. Seine Frau spricht kein Englisch und seine Kinder sind in der Schule. Das ist auch der Grund warum er in Kathmandu lebt, seine Kinder sollen eine Schule besuchen und dafür braucht er eine gut bezahlte Arbeit. Und so ist aus dem Bauern aus Lantang, das ist eine Provinz an der Grenze zu Tibet, ein Mountainguide also ein Führer für die Bergregionen geworden. Nach dem Frühstück geht Dorche mit mir noch Geld wechseln und einkaufen. Hier passt er genau auf, daß mich keiner übers Ohr haut. Wir kaufen Medikamente die gegen die Höhenkrankheit helfen sollen, was ich nicht glaube und wir holen in einem Bergsteigerladen den von mir bestellen Schlafsack ab. Am Nachmittag besuchen wir dann noch die Tempelanlage von Swayambunath. Der Affentempel Swayambunath wird von Hindus und Buddhisten verehrt. Jeden Morgen, vor Sonnenaufgang, pilgern hunderte Menschen die 365 Stufen zum Tempel am Rande von Kathmandu hinauf, vorbei an der vergoldeten Vajra und zwei Löwen, die den Eingang bewachen. Eine Vajra ist eine der bedeutendsten Kultgegenstände des Buddhismus. Auf jeder der vier Seiten des Stupa gibt es ein paar große Augen, sie sind ein Symbol für Gottes All-Sehen. Über jedem Augenpaar ist ein weiteres drittes Auge, es steht für die Weisheit und den Blick nach innen. Nur Ohren gibt es keine, weil Buddha nicht zuhört. Die hohen weißen Kuppeln und glitzernden goldenen Türme sind von allen Seiten des Tales zu sehen. Das war mein erster kompletter Tag in Nepal und alle meine gestrigen Bedenken sind verflogen. Dorche hatte recht, ich werde mich daran gewöhnen.