Um das Annapurnagebirge


Der Trek zieht sich in 18 Tagen über 280 km um das Annapurna Massiv. Gestartet wird in Besisahar auf einer Höhe von 780 Meter, man hat dann 10 Tage Zeit sich entsprechend zu akklimatisieren bis man den Höhepunkt des Treks, den 5416 m hohen Thorung-La erreicht. Nach dessen Überquerung geht es dann noch durch das 'Tiefste Tal' der Welt, dem Tal des Kali-Gandaki. Ein weiterer Höhepunkt ist dann noch der Aufstieg von den heißen Quellen von Tatopani zu den Rhododendronwäldern von Ghorepani. Hier ist dann ein morgendlicher Ausflug zum wohl schönsten Sonnenaufgangspanorama der Welt Pflicht. Vom 3200 m hohen Poon-Hill hat man eine grandiose Aussicht auf das Annapurnamassiv das hier aus dem morgendlichen Dunst langsam auftaucht. Von Nayapul geht es dann mit dem Bus nach Pokhara. Hier kann man sich dann am schön gelegenen Phewasee von den Strapazen des Treks erholen.
































Tag 4 - Dienstag 31.03.2009

Endlich ist es soweit. Um 06:00 Uhr aufstehen und dann mit dem Taxi zum Busbahnhof. Der Bus wird so nach und nach auf einer Rundfahrt durch Kathmandu voll gemacht. Da es am Bus kein Schild mit dem Zielort gibt, steht ein Junge in der Tür der immer dann wenn genügend Menschen am Fahrbahnrand stehen den Zielort 'Besisahar', 'Besisahar' ausruft. Der Bus ist dann doch voll geworden und nach einer Teepause am Markt geht es gegen 7:00 Uhr richtig los. Es sind ca. 200 km Richtung Westen nach Besisahar, die Fahrt wird ungefähr 7 Stunden dauern. Wir verlassen das Kathmandutal über einen Paß und schlängeln uns auf einer abenteuerlich schlechten Straße Stunde um Stunde immer am Marsiyangdi-River entlang nach Westen. Im Bus herrscht ein ständiges Ein- und Aussteigen. Es stehen Kinder an der Strasse die für ein paar Kilometer mitfahren oder es steigt ein Schreiner mit einem neu gefertigten Stuhl zu, der dann bis zum nächsten Dorf mitfährt. Ein Polizist hält den Bus an, steigt ein fährt mit und steigt nach ein paar Kilometer wieder aus, natürlich ohne zu bezahlen. Heftig ist auch die Musik, es läuft immer die gleiche Kassette und das gespielte Lied hat wohl an die 1000 Strophen. Meine Freude und die meiner Mitfahrer ist dann auch ziemlich groß als der Bus anhält und der Fahrer seinen Gehilfen in einen Laden voller Musikkassetten schickt. Der kommt dann mit einer neuen Kassette zurück die auch sofort im Kassettenspieler verschwindet. Aber was war das für eine Enttäuschung, für mich war das die selbe Musik wie vorher. Aber es ist ja nicht so schlimm, es sind ja nur noch 3 Stunden. Die Fahrt geht weiter durch dicht besiedelte Täler, enge Schluchten und karge Landstriche. Die Landschaft wechselt mit jedem Kilometer mal sieht man dichte Bambuswälder und dann wieder vollkommen kahle Hügel, hier wurde alles komplett abgeholzt und jetzt hat man sichtliche Probleme mit der fortschreitenden Bodenerosion. Gegen Mittag hält der Bus an einer Bretterbude neben der Straße und es gibt Essen für alle. Die Nepali langen ordentlich zu, sie essen wie gewohnt ihr Dhal Bat mit den Fingern. Ich weiß es nicht so recht ob ich mich trauen soll und lasse es. In Besisahar ist die Fahrt mit dem 'Local Bus' dann auch endlich zu Ende. Wir verlassen den Bus, essen in einem winzigen Laden eine riesige Portion gebratener Nudeln die sehr gut schmecken und dann packen wir es. Dorche trägt uns noch am Checkpoint ein und wir haben gute 3 Stunden Marsch nach Bhulbhule vor uns. Ich genieße die Ruhe und der leichte Regen der einsetzt macht vielleicht den Weg ein bisschen rutschig, aber es tut gut sich in dieser Stille und der frischen Luft zu bewegen. Die Landschaft ist recht unspektakulär und wir gehen auf einer holprigen Strasse Richtung Norden. Kurz vor Bhulbhule kommt dann die erste Hängebrücke, wenn ich da gewusst hätte, was da noch für Bauwerke kommen, wäre ich hier nicht so erstaunt gewesen. Angekommen in der Marsiyangdi-Lodge, so heißt die Unterkunft für heute, kümmert sich Dorche sofort ums Essen. Ich frage ihn, warum das jetzt so eilt. Er meint nur "Here is only on flame in the kitchen and many people are hungry this evening". Alles klar. Der erste Tag war ziemlich anstrengend, weniger vom Gehen dafür mehr vom Bus fahren. Ich bin gespannt wie die nächsten Tage wohl werden.

Tag 5 - Mittwoch 01.04.2009

Nach dem Regen gestern scheint heute in der Früh die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Nach dem Frühstück geht es gegen 08:00 Uhr Richtung Bahun Danda. Ich merke auch, daß ich mich beim Rucksackpacken noch ziemlich anstelle, aber ich habe ja noch einige Tage zum Üben vor mir. Dorche kontrolliert noch mein Zimmer, schaute unter das Bett, damit ich auch ja nichts vergesse. Wir sind zu spät dran, ich merke das an seiner Drängelei. Aber was für eine Zeitangabe ist 'Breakfast at upper six'? Mit der Uhrzeit haben wir beide immer wieder ein Problem. Einer von uns Beiden kommt immer zu spät. Also Rucksack auf den Rücken, ein Blick in die wärmende Sonne und Dorche gibt mit einem "aufgeht's pack ma's" den Startschuss für den Tag. Wieder wundere ich mich über ihn, aber das soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Als Erstes wechseln wir wieder die Flussseite per Hängebrücke. Die Brücke ist auf der vom Wind abgewandten Seite voller Gebetsfahnen damit der Wind die Wünsche und Gebete der Menschen in die Welt tragen kann. Es gibt in Nepal ein passendes Sprichwort und das lautet: "Wer Fahnen hisst, der weis woher der Wind weht". Es geht flach immer am Marsyangdi entlang. Ich staune über die Vegetation, von wegen Nepal ist nur Eis und Schnee, Hochgebirge und Yeti. Hier wachsen Reis, Weizen, Mais, Tomaten, Bambus, Bananen und jede Menge Hibiskussträucher deren Blüten herrlich rot leuchteten. Langsam geht es dann mehr und mehr bergauf. Da erscheint am Horizont der erste weiße Gipfel. Auf meine Frage welcher Berg das ist, meint Dorche ganz lapidar, 'this is Manslu', einfach so. Mich haut es fast um, das ist Nepal, denke ich mir. Für mich ist Manaslu mit 8163 Metern schließlich der acht höchste Berg der Erde, ich bin von dem Anblick des Berges begeistert. Nach ungefähr 3,1/2 Stunden haben wir unser Ziel für die heutige Mittagspause erreicht. Als Zugabe zum Essen gibt es einen unglaublichen Rundumblick, wir haben mittlerweile eine Höhe von doch schon 1100 Meter erreicht. Vor uns der Ausblick zum Manslu hinter uns das Tal aus dem wir gekommen sind und überall Terrassen auf denen alles Mögliche angebaut wird. Weiter geht es nach der Pause in Richtung Ghermu. Unterwegs begegnen wir einer Herde Ziegen die flink einen Steilhang erkletterten, aber noch besser ist die Hüterin, denn sie ist genauso schnell wie die Ziegen und das mit Badeschlappen. Es geht immer weiter Bergauf, der Weg ist schmal und der Wald mit Bambus und jeder Menge Farne macht das alles ziemlich düster. Am frühen Nachmittag erreichen wir ein kleines Plateau an dessen Rand ein sehr einladendes Guesthouse liegt. Es ist mit einem lebenden Zaun umgeben und es wachsen überall Bananen und Blumen. Ich denke noch, daß es ein guter Ort für eine Rast wäre und schon biegt Dorche rechts ab und geht in das 'Crystal Guest House', Glück gehabt es ist unser Ziel für heute und ich freue mich, daß es hier ist. Nachdem Dorche für mich das beste Zimmer gesucht hat gibt es erstmal Tee. Nach duschen und Wäsche waschen wird dann ausgiebig in der warmem Sonne gerastet. Am Abend lerne ich Pavel und Lucia, ein Paar aus Tschechien kennen. Die beiden sprechen perfekt Deutsch. Es ist schön sich wieder mal auf Deutsch zu unterhalten. Die Unterhaltung wird aber wieder auf Englisch geführt, sobald Dorche bei uns ist. Die beiden sind nett und es macht Spaß sich mit ihnen zu unterhalten. Wenn man früh aufsteht, den ganzen Tag auf den Beinen ist, gut zu Abend ißt, dann macht es einem auch nichts aus wenn es früh dunkel wird, man geht dann einfach ins Bett. Ich glaube ich bin bei der Annapurna-Umrundung nie später als 20:00 Uhr ins Bett gegangen und ich habe mich jedes Mal schon auf den nächsten Tag gefreut.















Tag 6 - Donnerstag 02.04.2009

Auch wenn es am Abend bedeckt ist scheint am nächsten Morgen wieder die Sonne von einem klaren blauen Himmel. Nach dem Frühstück im Freien mit 'Tea, Scrambled Eggs, Bread, Honey and Jam' geht es nach Tal. Wir überqueren wieder einmal den Fluss und gehen dieses Mal auf der linken Seite nach Norden. Vor uns ist der ganze Weg abgebrochen und wir müssen einen losen sandigen Berghang hinauf, ich habe schon Bedenken, daß das mit dem 17 Kg schweren Rucksack nicht einfach werden wird. Aber was sind das für Bedenken, wenn man die Träger sieht, die mit 40 kg und mehr an Gepäck mit einer Leichtigkeit den Berg hoch klettern wie ich es gestern bei den Ziegen gesehen habe. Es ist dann auch für mich kein Problem, aber ich denke mir, daß es schon interessant ist, zu was man in der Lage ist, wenn es sein muss. Bis hier her trifft man immer wieder auf ein Stück Straße, Verkehr gibt es aber nicht, da an den schwierigen Stücken immer noch Teile für die Straße fehlen. Laut Dorche wird an der Straße schon seit 10 Jahren gebaut und sie soll dann bis nach Manang führen. Aber er meint auch, daß das mindestens noch 20 Jahre dauern wird. Unglaublich, wenn man bedenkt, daß alles was die Menschen hier brauchen auf dem Rücken von Träger oder mit Mulikarawanen transportiert wird. Reis, Kartoffeln, Hühner, Cola, Bier einfach alles, darum wird auch alles teuerer je weiter man nach Norden kommt. Unterwegs treffen wir einen wandernden Schneider, der seine Nähmaschine auf dem Rücken trägt und von Dorf zu Dorf unterwegs ist. Später sehen wir ihn noch mal wie er auf der Straße sitzt und einem Bauern ein Stück der Kleidung mit der Maschine näht, und dabei tauschen die beiden auch noch allerlei Neuigkeiten aus. Ich bemerke das auch bei Dorche, kaum kommen wir irgendwo an, verschwindet er meist in der Küche 'to deliver the news', wie er sagte. In Jagat kaufen wir einen Bund Bananen. 'Bananas spent much energy' meint mein Begleiter, nicht nur das, sie schmecken auch sehr gut. Als ich die Schale weg werfen will, bekomme ich von ihm den Hinweis, 'No, don't throw the peel away, this is good for the mulis, they like bananapeel', wieder was gelernt. In Chamje essen wir eine Kleinigkeit, wie jeden Mittag. Die Nepali machen kein Frühstück, sie essen so zwischen 10:00 Uhr und 11:00 Uhr eben eine Kleinigkeit, manchmal auch mehr, so wie Dorche und dann gibt es erst Abends wieder was zu Essen, am liebsten Dhal-Bat das nepalesische Nationalgericht. Es besteht aus Reis, Linsensuppe, Kartoffeln, scharfem Gemüse und Tandori-Brot. Es schmeckt richtig gut und immer wieder anders und dann hat noch einen entscheidenden Vorteil, es gibt Nachschlag, 'all you can eat'. Aber heute gibt es gebratene Nudeln. Nach dem Essen geht es gleich richtig bergauf, wir überqueren wieder mal den Fluss über eine Hängebrücke mit jeder Menge Gebetsfahnen und was sehe ich da? Das ganze Tal ist mit Marihuanapflanzen überwuchert, puh, das wäre für viele ein Paradies. Auf meine Frage ob das denn hier Niemand erntet, schüttelt Dorche nur den Kopf und meint, das holen sich höchstens die Touristen. Und überhaupt ist rauchen nur was für Frauen, richtige Männer kauen Tabak. Sagt's und schiebt sich eine Kugel 'Shiva's Best' Kautabak in den Mund. Der Weg wird immer steiler, die Landschaft immer düsterer, alles ist voller Farne und überall wuchert Bambus und es wird richtig diesig. Irgendwie erinnert mich diese Landschaft mit der düsteren Schlucht, den Wasserfällen und den Farnen an den letzten King-Kong Film. Es ist düster und es ist wild, es ist unheimlich. Schon seit längerer Zeit gehen zwei Männer mit zwei Kindern hinter uns, die Vier haben das gleiche Tempo wie wir, es ist schon erstaunlich wenn man bedenkt, daß die Kinder so ca.8 bis 10 Jahre alt sind. Man hört kein Gemecker sondern nur eine gut gelaunte Unterhaltung. Bei einer Pause schließen die Vier dann auf und das Mädchen fragt 'What's your name?' Auf unsere Frage antwortet sie dann auch, aber ich habe leider ihren Namen vergessen. Die Schlucht wird immer enger und der Weg wird immer abenteuerlicher. An einer ziemlich engen Stelle kommt uns eine Mulikarawane entgegen und ich muss an die Worte von meinem Cousin Rudi denken, 'Wenn dir eine Mulikarawane entgegenkommt, dann bleib ja auf der Bergseite des Weges, denn bist du schaust, schubsen sie dich über den Rand und dann bist du weg, einfach so'. Es stimmt, man muss wirklich darauf achten nie außen zu gehen. Nach einer weitern Stunde und weitern 400 Höhenmetern betritt man dann durch ein Tor den Distrikt Mananag und dann hat man von hier einen schönen Blick auf Tal. Tal heißt See und der Ort liegt in einer Flußbiegung die im Sommer während des Monsuns komplett überschwemmt wird. In der Zeit ist auch der Weg den wir nehmen unpassierbar und man muss auf einen höher gelegenen mühsameren Weg ausweichen. In Tal übernachten wir heute im 'Tibetian'. Nach einem 'Welcome Mint Tea' mit frisch gepflückter Minze aus dem Garten gehe ich erstmal ein bisschen im Ort spazieren. Hier schaut es aus wie im 'Wilden Westen', viele Pferde und Mulis die vor den Lodges angebunden sind und es gibt auch eine Muli Relais-Station, hier wird das Gepäck der Mulikarawanen umgeladen. Durch die Felswände die Tal eingesseln vermittelt der Ort insgesamt aber eine düstere Stimmung.








Tag 7 - Freitag 03.04.2009

Diese Nacht habe ich schlecht geschlafen. Vom Fluss steigt Nebel auf und man könnte glauben, daß heute der der Sonnenaufgang ausfällt. So nach und nach schafft es die Sonne aber dann doch noch einen wunderbaren Morgen hervor zu zaubern. Zum Frühstück gibt's 'Tibetian Bread' bei uns würde man sagen es gibt 'Schmalzkücherl' und Honig, der zwar ziemlich blass ist, aber sehr gut schmeckt. Nachdem ich Zeuge werde wie eine Herde Ziegen das Nachbarhaus überfällt und alles frech nach Futter durchsucht, machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht heute sehr gleichmäßig immer am Marsyangdi entlang und dabei hat man immer den Manaslu direkt im Blick. Dorche erzählt mir, daß es einen Trek 'Around Manaslu' gibt und er den im September mit einem Mann aus Rumänien gehen wird. Unterwegs haben wir dann an einer Quelle die beiden Tschechen wieder getroffen, mich trifft fast der Schlag als ich sehe wie sie das Wasser unbehandelt trinken. Das Wasser ist zwar sauber, aber im Wasser ist eine Bakterie namens Chardia, die unser Körper nicht kennt und der dann in aller Regel darauf furchtbar mit Durchfall reagiert. Da ich das Wasser mit meinem 'SteriPen' behandle, das funktioniert mit UV-Licht, gebe ich den beiden meine Jodtabletten die ich für den Notfall dabei habe. In Karte geht es dann nach einer Hängebrücke, was wäre dieses Land ohne seine Hängebrücken, steil einen abgebrochenen Hang hinauf. Hier sieht man ganz genau wie und wo der Weg nach einem Erdrutsch abgebrochen ist. Aber wo es Mulis und die Träger mit ihren Badeschlappen schaffen, da schaffe ich es auch. Kurz vor Dharapani müssen wir dann noch warten bis der Weg wieder frei ist. Hier wird der Weg in abenteuerlicher Weise von oben herab von riesigen Felsbrocken und losen Steinen befreit. Teilweise ist der Weg nur 20 cm breit und es geht mehr als 100 Meter steil in das Flussbett hinab. Für mich heißt es hier, nur nicht hinschauen. In Dharapani sehe ich hinter einem Fenster ein kleines Mädchen das ich gerne fotografieren würde wie es frech aus einem Fenster winkt. Aber jedes Mal wenn ich die Kamera in die Hand nehme versteckt sie sich unter dem Fenster. Irgendwann gebe ich auf, denn das wird ja wohl nichts mehr mit dem Bild, als wir nach einer Tasse Tee unsere Rucksäcke wieder auf den Rücken nehmen, schaut sie dann doch wieder aus dem Fenster, grinst und winkt. In Bagarchhap zweigt der Weg zum Manaslu ab und ich denke schon darüber nach wieder zu kommen und diesen Weg zu gehen. 1995 ereignete sich hier ein großes Unglück als im November ein Erdrutsch mitten durch das Dorf ging und 17 Häuser mit allen Bewohnern und vielen Trekkern unter sich begrub. Wir haben mittlerweile eine Höhe von knapp 2200 Metern erreicht und wir gehen immer noch im T-Shirt und in kurzen Hosen. Am frühen Nachmittag erreichen wir dann Danaque. Im 'Himalayan' bleiben wir für diese Nacht. Ich sitze gemütlich in der Sonne, trinke Tee und studiere die Landkarte und meinen Reiseführer, als Dorche zum ratschen kommt. Das macht immer wieder richtig Spaß, da er zum Einen alles weiß und zum Anderen sehr neugierig ist. So, jetzt kommen wir zum Kaugummi den ich ihm anbiete, da er die Sorte nicht kennt gebe ich ihm ein Päckchen bevor er dann wieder geht. Kurze Zeit später sehe ich dann alle Burschen, die im 'Himalayan' in der Küche, oder sonst wo arbeiten, Kaugummi kauen. Im Innenhof der Lodge sitzen zwei Schweizerinnen, die auf dem Rückweg vom Thorung-La sind. Sie haben die Passüberquerung nicht geschafft und sie erzählten vom Weg, der ja noch vor mir liegt. Sie haben einen weibliche Guide und eine Trägerin dabei, das ist sehr interessant und gehört zu einem Programm 'Future for woman' um die Chancen für Frauen in Nepal zu erhöhen. Hier treffe ich auch zum ersten Mal auf eine amerikanische Familie, die mit zwei kleinen Kindern, vier und sechs Jahre alt, unterwegs sind. Die Vier wollen mit den Kindern nur bis nach Manang, sie selber haben den Thorung-La schon mal überschritten, aber für die Kinder würde Manang auch reichen. Immer wieder wenn wir die Familie treffen wundere ich mich über den Jungen, mit seinen sechs Jahren geht der Bursche jeden Meter zu Fuß und wenn man ihn lobt, dann freut er sich. Seine Schwester will dann auch gleich aus der Kraxe. Für die zwei Porter der Familie ist das ein gemütlicher Job, das Marschtempo ist niedrig und abends spielen die beiden mit den Kindern Memory und haben selbst jede Menge Spaß dabei. Beim Abendessen fragt mich ein Deutscher ob ich vom Thorung-La komme und ob ich ihm sage könne wie es da oben aussieht. Ich sage ihm, daß ich auch auf dem Weg dorthin bin. Der Deutsche und seine Frau sind mir nicht sehr sympathisch, aber auch hier werde ich eines Besseren belehrt, je öfters wir uns treffen, desto sympathischer werden die Beiden, ja ja man soll sich nie vom ersten Eindruck blenden lassen. Die zwei sind mit einem Porter-Guide unterwegs, den sie fair und höflich behandeln, was hier in Nepal keine Selbstverständlichkeit ist.







Tag 8 - Samstag 04.04.2009

Heute geht es gleich von Anfang an steil bergauf. Es bleibt keine Zeit irgendwie in einen gleichmäßigen Rhythmus zu kommen. Es ist auch das erste Mal, daß der Weg nur aus Stufen besteht. Stufen und immer wieder Stufen, die in unterschiedlichen Höhen und Abständen angeordnet sind, so daß die Schrittlänge für große und auch kleine Leute passt. Die einzelnen Stufen sind zum Teil aus dem natürlichen Felsen gehauen oder sie wurden aus Steinplatten gesetzt. Auf dieser 'Treppe' gilt es 400 Höhenmeter zu bewältigen. Heute merkt man wie sich die Vegetation ändert, schon seit ein paar Stunden wachsen keine Bananen mehr und es gibt auch keinen Bambus mehr. Dafür wachsen Fichten und Kiefern und es wachsen auch mehr Büsche. Die Wiesen sehen aus wie Almen und die Landschaft ist fast so wie bei uns in den Alpen. Nach einiger Zeit sagt Dorche, daß wir gleich zu einem seiner Lieblingsplätze kommen werden, wir werden dort Tee trinken und dabei einen unglaublichen Ausblick auf den Manaslu genießen. Eine halbe Stunde später steigen wir dann über einen kleinen Sattel und beim Blick zurück zeigt sich in atemberaubender Schönheit das ganze Bergmassiv des Manaslu. Dieser tolle Ort hieß Tmang Besi und liegt auf ca. 2600 Meter Meereshöhe und es wird auch für immer einer meiner Lieblingsplätze sein. Ich habe mich auch schon sehr an die vormittäglichen Teepausen gewöhnt und ich freue mich immer wieder darauf bei einem Tee Land und Leute zu beobachten. Heute können wir dabei auf dem Dach einer Lodge sitzen und das alles bei schönstem Sonnenschein genießen. Gerade kommen zwei Händler vorbei, jeder mit einem Käfig voller Hühner auf dem Rücken. Sie ziehen von Dorf zu Dorf immer Richtung Norden und verkaufen ihre Hühner für je 100 Rupies pro Stück, das ist 1,00 Euro. Von hier aus geht der Weg dann gemächlicher weiter. Wir durchqueren einen dichten Pinienwald der immer mehr je höher wir kommen mit Rhododendron Bäumen durchsetzt ist. Plötzlich, nach einer Kurve sind zum ersten Mal Gipfel aus dem Annapurnamassiv zu sehen, es sind dies Annapurna II mit 7973 Metern und Lamjung Himal mit 6931 Metern. Der Kontrast dieser spitzen schneebedeckten Gipfel zum satten Grün des Pinienwaldes im Vordergrund ist sehenswert, nebenbei riecht es sehr intensiv nach diesen Pinien. Kurze Zeit später erreichen wir Chame. Chame ist der Hauptort des Bezirks Manang, am Ortseingang lese ich Werbetafeln 'Highspeed Internet available', das passt denke ich mir, da werde ich doch die Gelegenheit für ein paar eMails nutzen. Von wegen, ohne Strom geht gar nichts, Strom ist überall in Nepal ein Problem. Es kann in keiner Weise auch nur annähernd der Strombedarf des Landes gedeckt werden. So schreibe ich eben keine eMails, sondern sitze in der Sonne und beobachte einen Schreiner in der Nachbarschaft des 'Moonlight Guesthouse' der in aller Ruhe, ganz ohne Hektik seiner Handarbeit nachgeht. Ein wenig später spaziere ich noch durch Chame, schaue ein paar Polizisten beim Volleyballspiel zu und staune über die vielen kleine Läden die alles Mögliche verkaufen. Man ist hier sicher in der Lage die vorbeikommenden Trekker mit dem Nötigsten zu versorgen. Am interessantesten sind jedoch die überall offenen Küchen, sie sind mit ihren Feuerstellen das Zentrum jeden Hauses oder jeder Hütte. Heute warte ich sehnsüchtig auf das Essen. Da ich einen Riesenhunger habe, entscheide ich mich nicht zuletzt auch wegen des Nachschlags, für Dhal Bat. Es schmeckt sehr gut und vor allem es macht satt und müde. Gute Nacht.





Tag 9 - Sonntag 05.04.2009

Zwei Hunde fangen mitten in der Nacht an um die Wette zu bellen und sie hören einfach nicht auf. Wenn ich könnte würde ich den beiden den Hals umdrehen, aber zu ihrem Glück finde ich irgendwann meine Ohrenstöpsel und alles ist gut. Es kehrt Ruhe ein und ich schlafe wie ein Stein. Uh, verschlafen und wieder bin ich der, der zum Frühstück zu spät kommt. Bei Traumwetter mit tiefblauem Himmel und 17 Grad geht es nach dem Frühstück so gegen 'upper seven' (es war 07:30 Uhr) weiter Richtung Pisang. Erst müssen wir durch ganz Chame, noch im Ort begegnet uns auf einer Hängebrücke eine voll bepackte Mulikarawane, es ist aber trotz allem 'Geschaukle' Platz für alle. In Chame merkt man den Wechsel der Religion, bis hierher sind der größte Teil der Menschen Hindus und ab hier sind dann fast alle Buddhisten. Die ganze Farbenpracht der Hindutempel und auch die bunte Kleidung der Frauen wechseln nun immer mehr zu gesetzten Farbtönen wie blau und braun und es stehen nun Chorten und Mani-Mauern am Weg. Am Ortsende von Chame sehe ich dann zum ersten Mal so eine Mani-Mauer. Mani sind in Stein gehauene Gebete, meistens ist auf einer solchen Mauer auch noch eine ganze Reihe von bronzenen Gebetsmühlen angebracht. Diese Gebetsmühlen werden immer mit der rechten Hand gedreht, um körperliche Aktivität und geistig-spirituelle Inhalte miteinander zu verknüpfen. Nach dem Ortsende von Chame geht der Weg dann weiter durch einen Pinienwald stetig bergauf. Am späten Vormittag durchqueren wir eine tiefe Schlucht in deren Verlauf man den zerstörten alten Weg unten am Marsyangdi-River sieht. Der neue Weg wurde vor ein paar Jahren in die Felswand gesprengt damit man auch während des Monsuns hier einen sicheren Weg hat. Der Weg führt uns jetzt Richtung Nordwesten nach Pisang, linker Hand sieht man die gewaltigen Bergspitzen von Annapurna II, Annapurna IV und Lamjung Himal. Bei uns gibt es schon auch Berge, aber diese Berge hier schauen anders aus, obwohl der Höhenunterschied nicht viel größer ist als bei uns, wir befinden uns hier schließlich schon auf einer Höhe von knapp 3000 Meter. Nach dem Ort Barathang wird das Tal wieder enger und wir zwängen uns auf einer Hängebrücke durch einen Taleinschnitt. Hier hat man zum ersten Mal einen Blick auf 'The white wall', dieser beindruckende Berg ist eine von Gletschern glatt geschliffene leicht gebogene Wand die von vielen Stellen im Tal aus zu sehen ist. Weiter führt uns der Weg nun durch das immer breiter werdendes Tal das mich sehr an die Sierra Nevada im Südwesten der USA erinnert. Es ist still und es ist warm und es riecht nach Pinien. Nepal ist ein sehr schönes und vielfältiges Land, es ist anders als ich es mir vorgestellt habe, aber es ist zu seinem Vorteil anders. Am frühen Nachmittag kommen wir dann in Lower-Pisang in unserer Lodge an. Heute schlafen wir im 'Peace Guest House', hier ist der Name Programm, der Wirt sieht mit seinen Dreadloks aus wie Bob Marley. Ab jetzt beginnt die Akklimatisation. Dorche hat dafür eine gute Beschreibung: 'Climb high, sleep low'. So kann sich der Körper an große Höhen anpassen und er hat während des Schlafes Gelegenheit sich in tieferen Lagen zu erholen. Wir machen das von nun an täglich zusammen, oder ich bin auch alleine unterwegs wenn Dorche keine Lust hat. Ich habe nie ein Problem damit irgendwas alleine zu machen. Nachdem wir unsere Rucksäcke los geworden sind machen wir uns auf den Weg nach Upper-Pisang, das ist das eigentliche Dorf Pisang und es liegt auf ca. 3300 Meter. Vorher führt uns der Weg aber noch an einer Mani-Mauer vorbei. Da man diese Mauern immer nur auf der linken Seite passiert, gehen wir an der Mauer ca 50 Meter entlang, um sie herum und biegen dann auf der anderen Seite auf den Weg Richtung Upper-Pisang ab und das alles nur, damit man nicht mit der linken, der unreinen Hand in Versuchung gerät an den Gebetsmühlen zu drehen. In der Dorfmitte von Upper-Pisang, an der dortigen Mani-Mauer, läuft gerade ein Wettschießen mit dem Bogen. Die Männer setzen pro Runde 10 Rupies, das sind ca 10 Cent. Derjenige, der auf 50 Meter durch einen Ring mit 10 cm Durchmesser trifft, kassiert den Einsatz. Wenn mehrere treffen, dann gibt es ein Stechen. Bei dem Wettkampf der jeden Sonntag statt findet, ist jeder Mann dabei und der Rest des Dorfes schaut zu. Oberhalb von Upper-Pisang gibt es ein altes Kloster von dem aus man einen phantastischen Ausblick auf die Berge ringsum hat und auf den Weg den wir heute zurückgelegt haben. Mittlerweile wird es immer frischer und man kann gut eine Jacke vertragen, was ja Angesichts von 3300 Metern Meereshöhe nicht verwunderlich ist. Auf dem Rückweg sprechen wir über den Weg den wir morgen nehmen wollen. Dorche meint, wenn es in der Früh klar ist, dann nehmen wir auf alle Fälle die 'High route' nach Manang. Er ist von diesem Weg begeistert, denn er führt uns ca. 400 Meter höher als der normale Weg nach Manang und bietet daher nicht nur eine bessere Aussicht auf die Berge, er hilft uns oder besser gesagt mir bei der Akklimatisierung. Wenn alle passt, dann werde ich morgen zum ersten Mal an der 4000 Meter Grenze kratzen. Mit diesem Gedanken und einem vollen Magen falle ich in einen friedlichen Schlaf. Kein Wunder im 'Peace Guest House'.


















Tag 10 - Montag 06.04.2009

Und wieder scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Es ist wirklich jeden Tag das selbe. Gegen Nachmittag zieht es fast immer zu, aber am nächsten Morgen scheint jedes Mal die Sonne von einem makellos blauen Himmel. Bei diesem Wetter ist es klar, daß wir die 'High route' nach Manang nehmen. Zuerst zieht sich der Weg allmählich immer mehr ansteigend am Fuße eines Berghanges entlang um dann richtig steil zu werden. Nach einer Stunde und unzähligen Serpentinen machen wir an einer 'Porters-Rest' halt und genießen die Aussicht auf das Tal und auf die Berge ringsum. Ein 'Porters-Rest' ist eine aus Steinen aufgebaute Stufenmauer, die es den Trägern erlaubt ihre Lasten in gleicher Höhe abzusetzen, und sie müssen beim weitergehen ihre Lasten nie vom Boden aufnehmen. Weiter im Süden werden diese Hilfen aus Bambusstangen gebaut. Nach einer weiteren knappen Stunde kommen wir dann in Ghyaru an, Ghyaru liegt auf 3670 Meter Höhe. Wir trinken unseren obligatorischen Tee und unterhalten uns darüber, warum Menschen in solch einer Höhe leben. Jetzt in der Vormonsunzeit, werden überall in den steilen Feldern Steine weggeräumt und zu kleinen Maueren aufgeschichtet, die dann die Vegetation vor dem alles austrocknenden Wind schützen sollen. Es wird auch mit der Hand Mist auf den Felder verteilt. Es ist auch kaum zu glauben, daß diese kleinen dürren Kühe die es gibt, viel Mist machen. Das Leben hier ist augenscheinlich sehr hart, aber die Leute sind ruhig, freundlich und machen einen zufriedenen Eindruck. Plötzlich lässt sich ein Adler von der Thermik aus dem Tal zu uns herauf tragen. Er kreist keine 10 Meter über meinen Kopf und ich bewundere seinen majestätischen Flug. Jetzt weiß ich auch, warum der Ziegenhirte den wir heute Morgen mit seinen Tieren getroffen haben, ein Gewehr bei sich hatte, aber ob der mit dem alten Schießprügel gegen den Adler etwas ausrichten kann? Weiter geht es immer den Berghang entlang nach Ngawal. Dorche ist sauer, weil uns ausgerechnet heute das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, heute zieht es schon vor Mittag zu und 'We have no luck to enjoy the best Annapurna views'. Langsam geht es wieder bergab und wir kommen nach Ngawal, von hier aus hat man einen tollen Ausblick auf die Chulu-Gruppe die östlich des Annapurna liegen. Die Namen der Chulus lauten Chulu-West, Chulu Central, Chulu East und Chulu Far East, nicht schlecht oder? Auf alle Fälle sind sie zwischen 6000 und 6580 Meter hoch und können angeblich ohne große Probleme bestiegen werden. Aber man braucht für alle Berge die in Nepal höher als 6000 Meter sind ein Permit, also eine extra Genehmigung, die auch extra kostet. Am Nachmittag erreichen wir vor Braga wieder das Tal, Braga ist ein richtig netter und ruhiger Ort. Hier würde es mir gefallen aber Dorche zieht es nach Manang. Ich bin immer noch im T-Shirt unterwegs aber langsam beginne ich zu frieren. Da man aber schon die Häuser von Manang mit ihren blauen Dächern sehen kann, habe ich keine Lust aus dem Rucksack noch die Jacke auszupacken. Hätte ich es doch gemacht, denn der Weg zieht sich noch ganz schön hin und ich friere als wir ankommen. Heute ist Waschtag, denn je höher wir kommen, desto knapper wird warmes Wasser. Also duschen, waschen und dann mache ich mich auf den Weg zum 'Internet Office' endlich mal eine eMail schreiben, aber der Junge im Office lächelt nur verlegen und meint 'Sorry Sir, no power, no connection. Please try it again later'. Also dann mache ich halt einen Ortsrundgang durch Manang, da fallen mir die beiden Schweizerinnen wieder ein, die ich in Danaque getroffen habe, die haben von Manang als ein 'Amazing Village' geschwärmt. Ich kann das überhaupt nicht so sehen, hier ist gar nichts bezaubernd. Hier ist es düster und laut und es sind mehr Leute als sonst unterwegs. Da hatte Braga, der Ort von vorhin deutlich mehr Charme. Am Abend klappt es dann doch noch nach mehreren vergeblichen Versuchen eMail's zu schreiben. Aber wie, da sieht man erst wie verwöhnt man von unserer Technik ist. Pünktlich um 18:00 Uhr gibt es des großen Hungers wegen Dhal Bat, aber es ist so wie es Dorche gesagt hat, Richtung Norden wird es immer einfacher. Es fehlen hier halt die Gewürze und das vielfältige Gemüse aus dem Süden, geschmeckt hat es trotzdem. Morgen ist Akklimatisierungstag, das heißt wir machen 400 Höhenmeter ohne Gepäck. Manang ist dafür der beste Ort, es gibt mehrere gute Möglichkeiten für einen entsprechenden Ausflug. Wer mehr Zeit hat, der geht für 2 bis 3 Tage zum Tilicho Lake, dem höchst gelegenen See der Erde auf ca. 5000 Meter. Wir entscheiden uns für einen Ausflug zum Gletscherabbruch des Gangapurna.













Tag 11 - Dienstag 07.04.2009

Heute Nacht war es kalt. So kalt, daß es in der Früh kein warmes Wasser gibt, weil das Wasser in den Solartanks auf dem Dach gefroren ist. Aber das ist kein wirkliches Problem. Wir warten nach dem Frühstück noch bis die Sonne im Osten über den Kang La kommt, den heute haben wir es nicht eilig. Wir machen uns nur mit dem Fotoapparat als Gepäck auf den Weg zum Gletscherabbruch des Gangapurna. Es ist ein deutlicher Unterschied, ob man mit 17 Kilo Gepäck, oder so ganz ohne unterwegs ist. Es ist geradezu ein Spaziergang. Wir kommen auf eine Höhe von 3900 Meter und es ist kaum zu glauben daß hier alles voller Laubbäume ist, die jetzt im Frühjahr noch kahl sind. Nach dem Monsun ist auch hier oben alles grün, voller frischer Gräser und Laub an den Bäumen. Wir genießen den Ausblick und vor allem die Ruhe hier oben, einzig der Wind trägt die Wünsche und Gebete der Menschen mithilfe der Gebetsfahnen in die Welt. Wir beobachten Blauschafe, das sind eigentlich Ziegen, die aussehen wie eine Mischung zwischen Steinbock und Gämse und die sich auch so geschickt bewegen. Wir machen uns wieder auf den Weg ins Tal, Unterwegs kaufen wir uns an einer Hütte noch eine Tasse Tee und ein Stück unglaublich guten Yakkäse. Ein Pfälzer, den ich schon ein paar Mal getroffen habe, meint es sei wie in Südtirol. Berge und Käse, das einzige das fehlt sei ein Viertel Roter. Wo er recht hat, da hat er recht. In Manang gibt es erstmal Essen. In unserer Lodge ist auch ein Japaner, der für einen Japaner untypisch viel Zeit hat. Er erzählt, daß er hier eine ganze Woche Akklimatisation macht und noch zum Tilicho Lake will. Später mache ich mich alleine auf den Weg, ich will noch mal zurück nach Braga, einfach noch mal schauen wie es dort ist. Unterwegs beobachte ich Kinder die lachend aus einer Schule kommen und es ist wohl überall auf der Welt so, daß die großen Geschwister die Kleinen am Bein haben. In Braga setze ich mich auf eine Bank und genieße die Nachmittagsonne. Heute war ein ruhiger entspannter Tag, der einem auch mal die Gelegenheit gibt faul zu sein und nachzudenken. Nicht das es bis jetzt in irgendeiner Art und Weise stressig gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Man verliert völlig das Zeitgefühl, man braucht keine Uhr, denn man merkt wenn der Hunger kommt und man spürt wenn man müde wird und wichtigere Dinge gibt es nicht.










Tag 12 - Mittwoch 08.04.2009

Heute früh drängelt Dorche schon beim Frühstück. Der Grund ist der, daß er heute unbedingt zeitig unterwegs sein will um in Yak Kharka ein gutes Zimmer für mich zu bekommen, den gute Zimmer werden in den nächsten Tagen immer knapper. Die Führer und auch die Träger schlafen in den Lodges in Mehrbettzimmer oder in kleinen Schlafsälen, in denen Decken bereit liegen, da von denen keiner einen Schlafsack bei sich hat. Auf ein 'auf geht's pack ma's' von Dorche nehmen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg über Tanki und Gunsang nach Yak Kharka. Ich bin froh, daß ich dieses düstere Manag hinter mir zurücklassen kann und ich merke auch wie mir das Gehen in der Stille einfach wieder gut tut. Da wir wirklich früh dran sind, sind auch noch keine anderen Trekker unterwegs. Die einzigen die sonst noch unterwegs sind, sind Bauern die mit ihren Ochsen und den Holzpflügen auf dem Rücken zu ihren Feldern gehen um diese noch vor dem Monsun zu bestellen. In einer Höhe von über 3500 Meter werden immerhin noch Kartoffeln und Gerste angebaut. In Gunsang gibt es dann am Vormittag Ingwertee, hier sehe ich auch zum ersten Mal wie man mit Hilfe eines Parabolspiegels eine Kanne Wasser zum Kochen bringt. Gunsang ist ein Ort mit einer Lodge und ein paar Hütten, aber es ist ein friedlicher Ort mit freundlichen Menschen. Es ist klar, daß die Nepali hier von den Touristen leben, aber sie sind nie lästig oder fordernd, ich lerne sie als sehr angenehme Menschen kennen. Hin und wieder laufen einem Kindern nach und man hört ein lachendes 'give me a pen' oder 'have you sweets'. Ich bin schon auch der Meinung, man soll Bettlerei nicht unterstützen, denn niemand soll glauben er kann mit Betteln mehr verdienen als mit Arbeit. Aber manchmal fällt es nicht leicht wenn man in die großen dunklen Kinderaugen in den runden Gesichtern blickt. Dorche bezahlt den Tee und wir machen uns wieder auf den Weg. Von hier aus hat man wieder einen tollen Ausblick auf die vier Chulus, Chulu West, Chulu Central, Chulu East und Chulu Far East. Unterweg treffen wir dann auf einen ziemlich dürren Schimmel der ganz alleine unterwegs ist, irgendwann drehe ich mich dann um und sehe, daß uns der Schimmel verfolgt. Da bin ich ja mal gespannt wo der hin will. Kurz nach Mittag treffen wir dann in Yak Kharka ein, das bedeutet soviel wie Yak Alm. Nach einer Nudelsuppe mache ich mich dann wieder auf den Weg, schließlich hat mir Dorche den Satz 'Climb high and sleep low' eingebläut. Ich bin alleine unterwegs, denn Dorche hat keine Zeit, er musste unbedingt in die Küche um Neuigkeiten zu erzählen. Es macht auch alleine Spaß unterwegs zu sein und wo kann man schon mal einfach so in 4000 Meter Höhe spazieren gehen. Alleine der Gedanke an diese Höhe hat schon was und bis jetzt habe ich keinerlei Beschwerden. Kein Kopfweh, keinen Muskelkater, keinen Durchfall oder sonst was, es passt einfach perfekt. Irgendwann, so nach einer halben Stunde, sehe ich Yaks an einem Berghang. Als ich so schaue, sehe ich einen der ein bisschen weiter unten ist als die anderen. Ich denke mir, den muss ich aus der Nähe fotografieren, also mache ich mich auf den Weg zu ihm. Es ist ganz und gar nicht einfach in 4000 Meter Höhe zwischen Dornenbüschen und Latschen herum zu klettern. Irgendwann schaue ich mich dann nach meinem Fotomodell um und sehe ihn nicht mehr. Schade dachte ich mir, aber auf einmal hebt der Yak ungefähr fünf Meter vor mir seinen Kopf in die Höhe und schaut mich an. Ich überleg mir schon wie mein Fluchtweg ausschaut, aber der Yak macht auch nicht gerade den mutigsten Eindruck bei unserer Begegnung. Nachdem ich den Yak dann doch noch fotografiert habe mache ich mich wieder auf den Rückweg. In Churi Ledar im 'Snowland' kaufe ich mir eine Cola, die der Junge der mich bedient, aus einem versperrten Glasschrank holt, so kostbar ist hier eine Coca-Cola. Ich setze mich damit an einem geschützten Platz in die Sonne und genieße den Nachmittag auf 4200 Meter Höhe. Später mache ich mich dann wieder auf den Weg nach Yak Kharka zum 'Thorung Peak Hotel'. Den Namensgeber des Hotels, den Thorung Peak, kann man an diesem Nachmittag in seiner vollen Pracht sehen. Hinter diesem Berg befindet sich der Höhepunkt dieses Treks, der Thorung-La ein Pass in 5416 Meter Höhe. Auf dem Rückweg wird es immer windiger und kälter. In der Lodge angekommen habe ich noch jede Menge Zeit bis zum Abendessen und die nütze ich für ein Schläfchen im warmen Schlafsack. Zwei Stunden später wache ich wieder auf und traue meinen Augen nicht, es schneit und draußen ist schon alles weiß. So jetzt aber raus aus dem warmen Schlafsack und hinein in den genauso warmen Speisesaal, hier bin ich dann überrascht, denn es ist das erste Mal, daß eine Lodge so voll ist. Aber das war schon klar, je näher man dem Thorung-La kommt, desto spärlicher werden die Lodges. Ich denke darüber nach wie das in der Hauptsaison sein mag, wenn jetzt im Vergleich dazu nur 10 Prozent der Trekker unterwegs sind. Mit Sicherheit ist im Oktober oder im November das Wetter besser und die Luft ist nach dem Monsun vom Staub sauber gewaschen, aber mir wären es dann einfach zu viele Menschen. So wie jetzt ist es für mich genau richtig. Im rechten Teil der 'Dinning Hall' sitzt eine Hauser Reise Gruppe und im linken Teil sitze ich mit einem französischen Pärchen und den Trekkern aus der Pfalz die ich schon ein paar Mal getroffen habe. Es ist wieder ganz nett sich zu unterhalten, wobei ich den Franzosen mit seinem 'französischem Englisch' sehr schlecht verstehe. Obwohl ich am Nachmittag schon zwei Stunden geschlafen habe gehe ich wieder einmal um die magische Uhrzeit 20:00 Uhr ins Bett.












Tag 13 - Donnerstag 09.04.2009

Schnee, Schnee. Es hat die ganze Nacht geschneit, das ist sehr untypisch für diese Jahreszeit. Sogar die Yaks sind vom Berg heruntergekommen und fressen das Heu das für sie hergerichtet wurde. Wenn es so weiter geschneit hätte, dann wäre aus der Passüberquerung wohl nichts geworden, da der Weg stark lawinengefährdet ist. Da es aber aufgehört hat, gehen wir um 7:30 Uhr wieder weiter. Die heutige Etappe ist die letzte Etappe vor dem Thorung-La, der Name bedeutet Donnerpass und kommt von den oft zu Tal donnernden Lawinen. Der Schnee macht die Passüberquerung sicherlich nicht leichter. Nach ungefähr 1 Stunde kommt dann zwischendurch immer wieder mal die Sonne raus und die hat in dieser Höhe, wir befinden uns inzwischen auf ca 4500 Meter, eine starke Wirkung. Bekanntermaßen schmiert man sich überall mit Sonnencreme ein, aber hinter den Ohren habe ich mich noch nie eingeschmiert. Da die Sonne aber ab dem Nachmittag immer von hinten scheint habe ich mittlerweile vom Sonnenbrand Ohren wie alte Lederlappen. Ich sehe Porter, die ihr Gepäck durch den Schnee und den Matsch tragen und nur mit dünnen Sommerjacken und Turnschuhen bekleidet sind. Dorche erzählt, daß viele von den jungen Burschen Erfrierungen an den Zehen und an den Fingern haben und daß es unverantwortlich ist sich darüber keine Gedanken zu machen. Hauptsache man hat für sich selber eine perfekte Ausrüstung. Für ganz wenig Geld kann man für seinen Träger ein Paar vernünftige Bergschuhe und Bekleidung in Kathmandu leihen. Mittlerweile wird der Weg immer schmäler und die Schlucht durch die wir gehen wird immer enger. Neben dem Weg geht es auch immer steiler nach unten. So eine Rutschpartie würde wohl erst nach 100 bis 150 Metern im Fluss enden. Es wird auch immer eisiger und ich packe zum ersten Mal meine Stöcke aus dem Rucksack. Gleich fühle ich mich sicherer, an einem ganz steilen Stück ist der Weg schon verdammt glatt und meine Knie fangen verdächtig an zu zittern, aber ich schaffe es dann doch ohne auszurutschen nach unten. Dort angekommen geht es nach einer Brücke gleich wieder steil bergauf. An einem Teehaus gibt es die Tasse Tee des Tages, von hier aus sieht man einen großen Teil des Weges den wir gekommen sind. So richtig beruhigend sind dann die Geier, die über uns kreisen auch nicht und wir machen uns wieder weiter auf den Weg Richtung Thorung Phedi. Dort sind dann gegen Mittag auch schon viele Leute, die einen bleiben hier für die letzte Nacht vor der Passüberquerung und die andern gehen noch ca 400 Höhenmeter bis zum Highcamp um es bei der Passüberquerung am nächsten Tag leichter zu haben. Dorche hält davon überhaupt nichts. Er sagt, der Körper findet in der Höhe vom Highcamp keinen erholsamen Schlaf und dort sind zu viele Menschen auf dem engen Raum. Ich mache mich nach einer Suppe noch auf den Weg Richtung Highcamp und genieße die Aussicht von dort oben auf die sich langsam wieder hinter Schneewolken versteckenden Annapurnas. In der Zwischenzeit sind unten in Thorung Phedi auch die Franzosen mit ihrem Guide und dem Porter eingetroffen. Da es auch langsam dunkel wird und auch wieder schneit sitzen alle in der 'Dininghall' um den Ofen. Ja und dann kommt der Franzose mit einer ratlosen Miene zur Tür herein und meint: 'This is not a joke friends. My headlamp is falling into the toilet'. Da hat der Gute wohl zu genau in's Plumpsklo geschaut. Alle lachen und sein Guide meint daraufhin: 'Hey, this is not a problem, you can take tomorrow morning your other lamp, ok?' Nun schüttelt der Franzose den Kopf und meint: 'This is our sole lamp'. Nun lacht keiner mehr, der Guide klopft dem Porter auf die Schultern und sagt zu ihm: 'Come on, we go fishing'. Mit einem Draht befördern sie dann die Lampe wieder heraus und machen sie mit etlichen Eimern Wasser wieder gebrauchsfähig. Alle reden mittlerweile irgendwie über den Pass, es mussten schon etliche umkehren und es kommt auch immer wieder zu Todesfällen durch die Höhenkrankheit. Jährlich sterben in Nepal etwa 70 Menschen daran, Touristen und auch Einheimische. Ich merke schon die ganze Zeit wie ich immer nervöser werde, man hat im Normalfall zwei Chancen den Pass zu bezwingen. Wenn die Anzeichen der Höhenkrankheit kommen, das sind Kopfweh, Schwindel und Konzentrationsschwächen, dann muss man so schnell wie möglich absteigen und nach einem Tag Pause hat man den nächsten Versuch. Klappt es dann auch nicht kann man eigentlich nur noch umkehren, aber wer will das schon gerne. Und dann geht es los, Dorche holt ein Päckchen Karten und beginnt mit Kartenlegen. Ich denke mir, was will er damit, ich glaube sowieso nicht an die Macht der Karten. Es geht dann auch beim ersten Mal schief, auch beim zweiten Mal sagen die Karten nicht das richtige. Dorche wird sichtlich nervös er murmelt etwas von Schwierigkeiten und auch ich werde unruhig und ich hoffe daß er den Unsinn endlich bleiben lässt. Aber nein, es muss noch ein dritter Versuch her, der dann natürlich auch schief geht. Mit der letzten Karte stehen wir auf und gehen ins Bett. Dorche ist ziemlich betreten und ich denke mir er ist selber Schuld wenn er an so ein Zeug glaubt. Ja es ist so, ich glaube nicht an die Karten, aber jetzt bin ich doch noch nervöser als vorhin. Mit einem mulmigen Magen gehe ich ins Bett. Hier ist es saukalt und der Wind pfeift durch die sehr großzügige Passung der Türe. Ich wickle mich in den Schlafsack, aber auch nur um nach einer halben Stunde wieder aufzustehen weil ich auf die Toilette muss. Das heißt hier, raus aus dem warmen Schlafsack, rein in die kalte Hose, dann noch Bergschuhe anziehen, Anorak drüber Mütze auf und raus in den Schnee bei 15 Grand Minus. Abgeschreckt vom Schicksal des Franzosen passe ich hier aber gut auf. Das geht nun so die ganze Nacht und ich mache kein Auge zu. Ich höre wie um 3:30 Uhr die Franzosen Nebenan aufstehen und ich bin froh als um 4:00 Uhr Dorche an die Tür klopft.

Tag 14 - Freitag 10.04.2009

So heute gilt es, heute ist der Tag der Wahrheit. Zum Frühstück bringe ich kaum was runter und ich bin froh als es um 05:00 Uhr losgeht. Im Schein der Stirnlampen geht es gleich steil bergauf. Den Weg kenne ich ja schon von gestern. Überall funkeln die Lichter der Stirnlampen im Dunkeln, da sind wohl schon viele Trekker vor uns aufgestanden. Bei uns geht es richtig gut, wir überholen eine Gruppe nach der anderen. Nach einiger Zeit meinte Dorche er kann die Franzosen riechen. Richtig, ein paar Minuten später haben wir sie auch schon eingeholt und überholt. Für mich ist das Überholen kein Problem, das sind zwei oder drei Schritte aus der Spur durch den Schnee der mir hier bis zu den Knien reicht. Aber bei Dorche reicht der Schnee dann fast bis zum Bauch. Wir erreichen das 'Highcamp' und langsam wird es hell. Hinter uns leuchten Annapurna 2 und 4 in einem zarten Rosa und bei Minus 10 Grad dampft der Atem. So die ersten 400 von den 1000 Höhenmetern die es heute bergauf geht liegen hinter uns. Jetzt wo es hell wird, sieht man, daß alles tief verschneit ist. Der Schnee knirscht beim Gehen in der Kälte, die Wärme der zurückliegenden Tage ist vergessen. Immer weiter geht es nach oben, ich lese auf dem Höhenmesser meiner Uhr 5000 Meter. Ja, die Luft ist hier oben schon ganz schön dünn, es sind nur noch 50% Sauerstoff in der Atmosphäre, hier spürt man auch die 17 Kg vom Rucksack und der Atem geht immer schneller. Bei 5200 Meter zeigt mir Dorche ein Steinmarterl und erzählt, daß hier bei einem Trek 2003, ein Herbert aus Nürnberg zusammen gebrochen und dann an der Höhenkrankheit gestorben ist. Nur 200 Meter unterhalb der Passhöhe, unglaublich. Nach so einem Erlebnis verstehe ich auch seine Nervosität von gestern und daß es für ihn schon auch wichtig ist seine Kunden Heil und Gesund über den Pass zu bringen, nur Karten werden ihm dabei nicht helfen können. Er erzählt, auch, daß er jedes Mal wenn er hier vorbeikommt, an den Mann denkt und daß er es nicht verstehen kann warum er nichts gesagt hat. Er muss es gespürt haben, denn die Höhenkrankheit kommt immer mit heftigen Kopfschmerzen, aber er meint auch, daß es hier der Zwang der Gruppe war und der Wille die anderen nicht aufzuhalten. Sofort fragt er mich, ob ich mich wohl fühle und ich sage ihm wie immer, daß alles Bestens ist und das ist die Wahrheit. Ich habe nicht das geringste Problem und das freut mich. Mit jedem Meter wird es spannender ich habe schon die ganze Zeit das Bild von der Passhöhe mit den Gebetsfahnen und der Willkommenstafel vor mir und jedes mal wenn es um eine Ecke geht oder wenn wir wieder einen Anstieg geschafft haben geht es einfach wieder weiter. Aber nach 3 Stunden so gegen 08:00 Uhr ist es dann soweit. Auf ein mal haben wir die Passhöhe erreicht und es ist genauso wie ich es vorher auf zig Fotos gesehen habe. Ich bin glücklich und eine Riesenlast fällt von mir ab. Jetzt erst merke ich, daß ich mich selber ganz schön unter Druck gesetzt habe diesen Pass als Ziel zu erreichen. Der Thorung-La, 5416 Meter über dem Meer, ist erreicht. Es ist ein unglaubliches Glücksgefühl und ich habe Tränen der Freude in den Augen. Dorche und ich gratulieren uns zum Erfolg. Wir waren auch richtig gut, mit einer Zeit von 3 Stunden für 1000 Höhenmeter und das im Schnee. Er erzählt mir, daß er auch schon bis zu 5 Stunden für diese Etappe gebraucht hat. Ich bin stolz und denke mir, jetzt muss ich bei den Bildern im Internet und bei Erzählungen vom Thorung-La nicht immer daran denken wie schön es wäre einmal dort zu sein, jetzt bin ich da. Nach etlichen Fotos und der laut Dorche teuersten Tasse Tee Nepals geht es dann anschließend 1600 Höhenmeter bergab nach Muktinath. Der Weg bergab ist zwar nicht so anstrengend wie der Weg bergauf, aber es ist unheimlich rutschig, denn der Schnee bedeckt hier lauter glatte Steinplatten auf denen man Ruck-Zuck ausrutscht. Dorche lacht und lacht als es mir und einem Träger vor uns die Füße weg zieht und wir auf dem Hintern landen. Bei mir geht es ja, aber der Porter verliert seinen Gepäcksack und der rollt und springt den Berghang hinab, zum Glück bleibt er dann an einem Felsen liegen. Da hat er nochmal richtig Glück gehabt. Man muss hier sehr darauf achten wo man hintritt, denn es ist nicht ganz ungefährlich und ich muss an die Träger denken die hier mit Turnschuhen unterwegs sind, die mittlerweile auch bestimmt total durchnässt sind. Als es dann Dorche beim nächsten Mal in den Schnee haut und er dann auch noch den Schnee in den Schuhen hat, wird er sauer. Aber es hilft nichts, wer über andere lacht muss sich das auch gefallen lassen, also lachen der Porter und ich auch von ganzem Herzen. Nach einiger Zeit wird es immer flacher und auch der Schnee wird immer weniger. Plötzlich, nach einer Wegbiegung ruft Dorche, 'Look, in front is Dhaulagiri' und dieser Berg ist wirklich unglaublich majestätisch. Der Daulagiri ist mit 8167 Metern der siebthöchste Berg der Welt. Seit der Passüberquerung befinden wir uns in der Region Mustang, jenem geheimnisvollen Königreich, das seit den 50er Jahren zu Nepal gehört, in der Landessprache wird das Land Lo (Süden) genannt. Kurze Zeit später liegt tief unter uns die Tempelanlage von Muktinath. Muktinath ist ein uralter heiliger Ort für Buddhisten und Hindus. 108 Quellen welche aus einer Wand entspringen, sind den Hindus heilig. Den Buddhisten ist dagegen eine brennende Erdgasflamme heilig. Die beiden Religionen existieren hier problemlos in einer Tempelanlage nebeneinander. Es sind jede Menge Pilger hier, hauptsächlich Hindus und es ist interessant was sie Shiva ihrem höchsten Gott opfern. Eine alte Frau opfert auf einem Tablett ein paar Weintrauben, Tomaten und ein paar Rupies, andere reichere Pilger opfern Seide und Silbermünzen. Aber ich denke Shiva nimmt auch Rupies, denn auch hier zählen der Wille und der Gedanke an Gott. Ein Sadu, ein heiliger Mann, spricht mich an und meint für eine kleine Spende an den Tempel würde er mir diesen zeigen und ich darf auch einen Blick durch die Türe auf Shiva werfen. Denn als Ungläubiger darf ich leider nicht in das Innerste des Tempels. Aber es ist auch so interessant genug das alles zu sehen und die Menschen zu beobachten. Andere Menschen, andere Religionen andere Sitten. So mancher sollte sich das einmal anschauen und darüber nachdenken. Nach einem Besuch des buddhistischen Teiles der Tempelanlage geht am späten Nachmittag ein sehr langer Tag seinem Ende entgegen. Als Belohnung für die Strapazen steigen wir heute im 'Four Seasons' ab. Die Dusche ist zwar nicht richtig warm, aber es tut trotzdem gut und nach dem Essen falle ich tot müde und voller neuer Eindrücke ins Bett. Schlafen kann ich aber nicht, denn im Nebenzimmer feiert eine Gruppe Hindupilger eine Party. Aber dann fallen mir wieder meine Ohrenstöpsel ein und es wird doch noch ein erholsamer Schlaf.








Tag 15 - Samstag 11.04.2009

Diese Nacht haben ich länger geschlafen und somit war ich zu spät dran. Wir machen uns bei strahlend blauen Himmel und noch recht frischer Morgenluft gegen 08:00 Uhr auf den Weg nach Kagbeni. Wir legen heute 'nur' 1000 Höhenmeter von 3900 auf 2900 Meter Meereshöhe bergab zurück und es ist anders als die Tage zuvor. Irgendwie ist die Spannung raus, es schleicht sich immer mehr das Gefühl ein, daß man das Beste schon hinter sich hat. Sehnsüchtig schaue ich mich zwischendurch immer wieder zum Thorung-La um. Man sieht den ganzen Vormittag den Passübergang zwischen Thorung-Peak und Yakawakan. Die Landschaft in Mustang oder Lo wie es hier genannt wird lässt einen ahnen wie es in Tibet ist, von hier sind es nicht mal 20 Km bis zur Grenze. Uns begleiten atemberaubende Ausblicke auf den Dhaulagiri und auf unglaublich grüne Felder. Wir kommen an Jharkot vorbei, einem Dorf das mit seiner Festungsruine auf einer Felsnase alles in der Umgebung dominiert. Jharkot wirkt so richtig mittelalterlich und man rechnet jeden Moment mit Kriegern die einem entgegen reiten. Aber das mit dem Mittelalter ist dann auch gleich vorbei, denn wir befinden uns auf der Westseite des Annapurna. Und hier gibt es eine Straße, auf der die reichen Hindupilger, die es sich leisten können, mit dem Jeep nach Muktinath gebracht werden. Es gibt aber auch Pilger die zu Fuß unterwegs sind, wie seit hunderten von Jahren. In 11 Tagen vergisst man welchen Staub ein Jeep auf so einer Straße aufwirbelt und wie es dann auch noch stinkt. Dorche bindet sich gegen den Staub und den Gestank ein Tuch vor den Mund und ich drehe mich wieder und wieder zum Thorung-La um. Bei der nächsten Gelegenheit verlassen wir die Straße und nehmen den alten Handelsweg nach Kagbeni. Jetzt sieht man zum ersten Mal das Flussbett des Kali Gandaki, er ist einer der 4 größten Flüsse Nepals und er entspringt in Mustang an der Grenze zu Tibet und mündet bei Patna in den Ganges. Über Jahrhunderte war er Handelsroute, hauptsächlich für Salz, zwischen Tibet und Indien. Am frühen Nachmittag erreichen wir dann unsere Lodge in Kagbeni. Nach dem Essen will Dorche mit mir noch zum besten Aussichtspunkt in der ganzen Gegend. Wie er sagt, kann man von dort über Mustang bis nach Tibet schauen. Kurze Zeit später machen wir uns auf den Weg, erst durch Kagbeni, dann über den Fluss und dann geht es über einen sandigen Pfad steil bergauf. Der Weg wird immer steiler und mir wird es immer mulmiger. Nach einer halben Stunde sage ich zu Dorche das ich umkehren möchte weil das nichts für mich ist. Es ist besser so, denn bis zum Gipfel wären wir noch über eine Stunde unterwegs gewesen. Als wir wieder unten sind, klaubt Dorche aus dem Flussbett Steine, nimmt die und schlägt sie gegeneinander und es kommen wunderbare Ammoniten zum Vorschein. Aus einem Stein kommt eine Muschel und aus einem anderen kommt eine Schnecke. Kagbeni ist ein uralter Handelsort, hier trennt sich die Pilgerstrasse nach Muktinath von der Handesstrasse nach Upper Mustang und Tibet. Vor einem Laden sind 2 Pferde angebunden während rechts davon ein Jeep geparkt ist, man merkt hier ganz deutlich wie sehr durch die Straße das Vordringen der Moderne die Orte und auch die Menschen verändert. Das Beste ist eigentlich eine Lodge, die mit einem nachgemachten 'Mc Donald' Emblem und dem Namen 'Hotel Mustang Gateway and Yac Donalds Restaurant' firmiert. Später sitze ich am Fluss im Gras und habe rechts vor mir den Dhaulagiri und links die Nilgirigruppe. Vor diesem Panorama verbringe ich einen bequemen Nachmittag mit einem Schläfchen.





Tag 16 - Sonntag 12.04.2009

Heute ist Ostersonntag, zumindest bei uns Zuhause, hier ist es ein ganz normaler Tag im Frühling. Wir gehen den ganzen Vormittag im Flussbett des Kali Gandaki und erreichen kurz vor Jomson das 'Tiefste Tal der Erde'. Wir befinden uns zwar immer noch auf 2700 Meter Meereshöhe aber Daulagiri mit 8167 Metern auf der einen und Annapurna I mit 8091 Metern auf der anderen Seite machen bei 35 Km Abstand schon ein sehr tiefes Tal. Man fühlt sich unheimlich klein und unwichtig angesichts dieser Berge und den Felsrändern neben dem Flussbett die irgendwann mal von Gletschermassen ausgeschliffen wurden. Gegen 11.00 Uhr wird dann der Wind im Tal durch den Kamineffekt so stark, daß man richtig dagegen ankämpfen muss und es kann auch auf dem kleinen Flugplatz in Jomson keine Maschine mehr nach 11:00 Uhr Vormittag landen. Jomson ist der Hauptort im Distrikt Mustang. Durch den Flugplatz kommen auch viele Menschen in diesen Teil Nepals die kürzere Wanderungen machen möchten, oder die einfach bei Tagestouren ein Gefühl für dieses herrliche Land bekommen möchten. Es sind auch sehr viele ältere Leute darunter, die bei gemütlichen Wanderungen im Flussbett des Kali Gandaki einen Hauch von Abenteuer erleben wollen. Ja es ist wirklich ein Abenteuer, aber aus meiner Sicht ist dieses Abenteuer auf der Ostseite des Annapurna bei weitem ursprünglicher als auf der Westseite. In Jomson trinken wir in einer 'German Bakery' Tee und essen ein richtiges deutsches Nusshörnchen dazu. Was es nicht alles gibt. Am Nachmittag merkt man dann, daß wir uns immer mehr Marpha nähern. Marpha gilt als 'Nepal's Capitol of Apple' und man sieht es auch, überall blühen Apfelbäume und es gibt Applecake und Applebrandy. Wir kommen noch rechtzeitig in Marpha an, denn heute zieht es seit langen wieder mal richtig zu und es fällt am späten Nachmittag leichter Regen. Als ich später den Ort anschaue, denke ich mir, daß ich nicht in der Hauptzeit hier sein möchte, wenn sich Scharen von Touristen durch die engen Gassen Marpha's schieben. Da nehme ich für die Ruhe die jetzt herrscht lieber Mal einen Regentag oder zwei in Kauf. Im 'Paradies Guesthouse' haben wir eine bequeme Unterkunft gefunden, in der auch das Essen sehr gut ist. Dorche und ich beschließen die morgige Etappe nach Tatopani mit dem Jeep zurück zu legen. Er meint, den Tag den wir dadurch gewinnen, den können wir dann für einen Umweg von Ghorepani nach Ghandruck verwenden. Mir ist es egal und wir genehmigen uns noch eine Flasche Apple-Brandy und schon ist wieder ein Tag um, einer von bis jetzt 16 Tagen. Ich frage mich wo die ganze Zeit geblieben ist.








Tag 17 - Montag 13.04.2009

Heute wartet ein ganz besonderes Abenteuer auf uns, wir fahren mit dem Jeep von Marpha nach Tatopani. Es ist ein kalter Morgen und ich friere als wir auf den Jeep warten. Irgendwann kommt dann ein weißer Mahindra Jeep und es sitzen bereits die Franzosen drin und sie winken als sie uns am Straßenrand sehen. Eigentlich ist der Jeep jetzt schon voll, aber zwei passen leicht noch rein. Die Besetzung ist dann wie folgt. Vier Personen vorne, vier Personen hinten und dann noch mal 5 auf der Ladefläche. Das sind dann doch 13 Personen, aber es geht. Der Fahrer ist ein Junge von vielleicht zwanzig Jahren der das Fahren in den Arabischen Emiraten gelernt hat. Er hat nicht mal richtig Platz auf dem Fahrersitz, denn den muss er sich mit dem Guide der Franzosen teilen. Wir machen uns einen Spaß: 'The Driver kick the clutch and you must shift the gear'. Alle lachen und es herrscht eine prima Stimmung im Jeep. Die Straße ist der Wahnsinn und verdient eigentlich nicht die Bezeichnung Straße. Teilweise fährt der Fahrer mit Untersetzung bergauf oder bergab weil es so steil ist. Ausweichmanöver sind schon sehr haarsträubend. Hin und wieder fährt er an Stellen, an denen es fünfzig und mehr Meter in die Tiefe geht, bis auf wenige Zentimeter an den Rand, um den Gegenverkehr passieren zu lassen, dann setzt er wieder zurück und weiter geht es. Wenn man bedenkt, daß der Junge nicht mal den Fahrersitz für sich alleine hat, dann ist das schon eine Leistung. Hier wäre es auch schön gewesen zu gehen, denn die Lanschaft ändert wieder einmal ihr Gesicht. Hier merkt man nichts mehr vom starken Wind aus dem oberen Tal des Kali Gandaki. Hier wachsen Fichten und Kiefern und ich erzähle den Franzosen, daß die Landschaft so aussieht wie bei uns. Der frägt mich dann gleich mit einem Augenzwinckern warum ich dann hier bin. Tja weil es eben doch anders ist als bei uns. Mit der Jeepfahrt sparen wir zwei Tage ein, die wir leicht anderweitig verplanen können. Zum Beispiel in Tatopani mit seinen 40 Grad heißen Quellen, den Hibiskusbüschen und den Orangenbäumen. Tatopani ist der perfekte Ort um auszuruhen. Hier wäre ich gerne einen ganzen Tag oder auch zwei geblieben. Als wir gegen Mittag in der 'Dhaulagiri-View' Lodge einchecken packe ich sofort mein Badezeug und mache mich durch den schönen Garten auf zu den heißen Quellen. Diese heißen Quellen haben dem Ort auch den Namen gegeben, Tatopani heißt auf Nepali 'Heißes Wasser'. Die heißen Quellen sind sauber in Bassins gefaßt und es gibt Umkleidekabinen und einen kleinen Kiosk. Touristen und nepalesische Männer und nur Männer genießen das heiße Wasser, es tut den Muskeln und den Knochen nach zwei mehr oder weniger anstrengenden Wochen gut und ich genieße es. Aber heißes Wasser macht müde und ich beschließe später wieder ein Schläfchen zu machen. Ich kann mich an keinen Urlaub erinnern in dem ich soviel und so gerne geschlafen habe. Ich gehe in mein Zimmer, lege mich auf den Schlafsack, denn jetzt ist es ja wieder warm und man muss sich nicht zudecken, ich schlafe sofort ein. Irgendwann klopft es an meine Türe, ich dachte zuerst ich träume, aber als das klopfen immer wieder kommt und dann irgendwann von einem 'Excuse me sir' begleitet wird, schaue ich dann doch nach. Vor der Türe sitzt ein Junge mit der Speisekarte und fragt mich wann und was ich denn gerne heute Abend essen möchte. Er meint, daß ist nötig, da ziemlich viele Leute hier sind und es sollen doch alle zu ihren Lieblingszeiten essen können. Das ist Service, da kann sich so manch modern angerichteter Wirt bei uns eine Scheibe abschneiden. Wenn ich schon wach bin, dann kann ich ja auch meine Wäsche waschen, was mittlerweile sehr dringend geworden ist. Wenn man bedenkt wie die Menschen hier kochen, ohne Strom oder andere technische Hilfen, so einfach mit Holz oder Kerosin, meist mit einer Flamme, dann ist es schon erstaunlich welche Qualität das Essen hat das sie einem servieren. Als es dunkel wird geht die Türe auf und es kommen Pavel und Lucia die beiden Tschechen. So sieht man sich wieder und wir unterhalten uns darüber wie es bei ihnen und bei mir in der Zwischenzeit gelaufen ist. Die beiden waren am Tilicho Lake, dem höchst gelegen See der Erde und sind von Muktinat bis hierher mit dem Jeep gefahren um die Zeit wieder auf zu holen, die bei ihnen schon ziemlich knapp wird. Wir versuchen früh ins Bett zu kommen, denn morgen wartet eine Megaetappe auf aus es geht von Tatopani mit seinen 1190 Metern bergauf nach Ghorepani auf 2844 Metern und das alles über Stufen. Treppenstufen über Treppenstufen, wir werden sehen. Nach zwei Everest schlafe ich tief und fest. Heute war ein erholsamer Tag.






Tag 18 - Dienstag 14.04.2009

Ist das schön. Ich sitze unter Orangenbäumen und Hibiskussträuchern in einer sehr angenehmen Atmosphäre beim Frühstück und will eigentlich gar nicht weg. Über die Teetasse hinweg sehe ich Dorche kommen. Er streckt die Hand aus und wünscht mir ein 'Happy new year'. Ich bin verblüfft und er erklärt mir lächeld, daß heute in Nepal nach dem dortigen Mondkalender ein neues Jahr beginnt. So so, denke ich mir andere Länder andere Sitten, andere Länder andere Kalender. Aber es ist interessant, jetzt weiß ich auch warum gestern bei den heißen Quellen so viele Burschen beim baden waren. Die haben sich bestimmt alle für das neue Jahr in Form gebracht. Gleich hinter Tatopani geht es weiter auf dieser unglaublichen Straße bis nach Buhrung, hier verlassen wir die Straße und überqueren auf einer Hängebrücke zum letzen Mal den Kali-Gandaki, von jetzt an geht es nur noch bergauf. Es geht bergauf, aber wie. Stufe um Stufe, Meter um Meter, anfangs ist das alles noch ganz locker aber nach ein paar Stunden Treppensteigen wird es immer zäher. Die Landschaft ändert sich wieder, es wird wärmer und feuchter. Es wachsen Bambus, Mais, Weizen und in den Gärten wächst jede Menge Gemüse, es ist wieder ganz anders als die letzten Tage. Gegen Mittag kommen wir nach Sikha. Hier hören wir einer Musikkapelle beim 'Neujahr anspielen' zu. Es klingt anders als bei uns, es ist wärmer als bei uns um Neujahr, aber die Musikanten haben den gleichen Spaß wie bei uns. Ja es lebe das Brauchtum in Bayern oder in Nepal, und das ist schön so. Langsam steigen wir immer höher, mittlerweile haben wir wieder eine Höhe von 2500 Meter erreicht und wir tauchen in einen Dschungel aus Rhododendron Bäumen. Rhododendren, bei uns wachsen sie in den Gärten als Sträucher, hier sind sie bis in Höhen von 3500 Metern Bäume bis zu 20 Meter Höhe. Die Hauptzeit der Blüte ist von März bis mitte April, es blüht rot und rosa überall und soweit das Auge reicht. Es gibt unglaubliche Ausblicke auf die schneebedeckten Dhaulagiri und Annapurna eingerahmt von Bambus und blühenden Rhododendren. Es ist einfach
eine tolle Landschaft durch die wir uns Richtung Ghorepani bewegen. Wir haben Glück, wir erreichen Ghorepani gerade noch trocken. Nachdem ich meine Sachen gewaschen und geduscht habe setze ich mich in der Lodge ans Fenster und schaue mir bei einer Tasse Tee die Trekker an, die durch den Regen ihr Ziel erst jetzt erreichen. Mir fällt auf, daß hier sehr viele Koreaner und Amerikaner sind. Die meisten von denen kommen wohl aus Süden von Pokhara von wo aus sie die Strecke bis hier her leicht in 3 Tagen schaffen können. Am Abend erreichen auch Pavel und Lucia die Lodge. Für morgen verabreden wir uns zum Besuch von Poon Hill. Das ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man den angeblich schönsten Sonnenaufgang Nepals erleben kann.











Tag 19 - Mittwoch 15.04.2009

Vier Uhr Morgens, die ganze Lodge ist auf den Beinen. Alle wollen dabei sein, wenn der Machhapuchare, der schönste Gipfel der Erde, auch bekannt als 'Fishtail' mit seinem Doppelgipfel aus dem Dunst des Morgennebels aufsteigt und dann von der Morgensonne beschienen wird. Aber heute wird daraus leider nichts, alle die, die um vier Uhr Morgens aufgestanden sind werden enttäuscht, denn außer ein paar vagen Umrissen von Dhaulagiri und Machhapuchare ist nichts zu sehen. Dorche, Lucia und ich machen uns auf den Weg zurück zur Lodge, uns hat der Hunger gepackt und wir freuen uns auf das Frühstück. Pavel, der Freund von Lucia ist krank, er ist erst gar nicht zum Poon Hill mitgekommen, er hat furchtbaren Durchfall und so wie es aussieht hat ihn die Chardia gnadenlos erwischt. Dorche gibt Lucia noch die Adresse unseres Hotels in Pokhara, denn die beiden wollen den kürzesten Weg nach Pokara nehmen, denn Pavel kann sich kaum auf den Beinen halten. Sie werden nach Ulleri gehen und von dort mit dem Bus nach Pokhara fahren. Wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Ghandruk, dieser Teil des Weges ist eine von Dorches Lieblingsstrecken. Hier sind kaum Trekker unterwegs und wir verschwinden immer mehr in einem dunklen, mit Farnen und Moosen bewachsenen Zauberwald. Zwischen den düsteren Farnen stehen immer wieder satt rot blühende Rhododendren. Der Wald ist wie geschaffen für einen Fantasyfilm wie dem 'Herrn der Ringe' oder ähnlichem. Es ist unheimlich, zwischen durch ziehen immer wieder dicke Nebelschwaden durch den Wald, dann kommt ein Schild auf dem steht, daß es gefährlich ist diesen Teil des Weges Nachts oder als einzelne Person zu durchqueren, da es hier Bären und Leoparden gib, und das auf 3000 Meter Höhe. Aber uns passiert nichts, im Gegenteil wir treffen wieder mal die Franzosen und es macht Spaß sich mit ihnen und ihrem Führer zu unterhalten. Mit ihrem Porter sind die vier ein sehr sympathisches Team. Die Franzosen lassen ihr Gepäck von Ante dem Porter tragen, das ist eine Sache mit der ich einfach ein Problem gehabt habe, denn ich war bis jetzt der Meinung, daß wenn ich so einen Trek mache, dann kann ich auch mein Zeug selber tragen. Die beiden Franzosen vertreten aber die Meinung, daß es für sie so entspannter ist und daß so der Porter die Möglichkeit hat für sich und seine Familie Geld zu verdienen. Da die Beiden ihren Guide und den Porter wirklich gut behandeln, was nicht immer so ist, überzeugt mich diese Ansicht schon auch. Es geht abwärts, und es geht bergauf, die Höhen die wir gestern erreicht haben erreichen wir heute bei weitem nicht mehr, aber das ständige bergauf und bergab ist schon sehr anstrengend. Ich denke darüber nach wie man sich beim betrachten einer Landkarte täuschen kann. Es ist schon richtig, daß es auf Landkarten Höhenlinien und Höhenangaben gibt, aber auf diesen kurzen Entfernungen kann niemand mit einem solchen An- und Abstiegen rechnen. Seit einiger Zeit folgt uns ein schwarzer Hund und Dorche meint dazu lächelnd: ' If a black dog is following us, good luck is by side'. Auf alle Fälle ist der Hund friedlich und er folgt uns ganz ruhig den ganzen Nachmittag mit einmal mehr und dann wieder weniger Abstand. Gegen 15:00 Uhr erreichen wir dann Ghandruk und wieder wird die landschaftliche Veränderung deutlich, dieser Annapurnacircuit ist ein stetig wechselnder Querschnitt durch die Landschaften Zentralnepals. Wir haben jetzt eine Höhe von 1700 Metern erreicht und es wird wieder wärmer und diesiger, mittlerweile wachsen auch wieder Bananen. Als wir in der 'Everest-Lodge' ankommen kümmert sich Dorche wie immer um das beste Zimmer und nachdem ich mit allem fertig bin setze ich mich auf dem Balkon in die Sonne und lese ein bisschen im Reiseführer. Später hole ich mir ein Everest und denke über die Tage nach die bereits vergangen sind. Ich komme immer wieder zu dem Schluss, daß jeder einzelne Tag ein Geschenk war und ein Erlebnis gewesen ist.


















Tag 20 - Donnerstag 16.04.2009

Heute ist der letzte Tag unseres Trekks. Nach dem Frühstück im Garten mit einem verschwommenen Blick auf den Machhapuchare geht es zur letzten Etappe nach Nayapul. Es geht bergab, Stufe um Stufe immer bergab, von 1939 Meter bis hinunter auf 1025 Meter. Es ist auch interessant zu sehen, daß hier ganz andere Trekker als auf der Hauptroute unterwegs sind. Es sind wie schon gesagt hauptsächlich Koreaner, Japaner und Amerikaner. Von den anderen Trekkern habe ich hier außer den Franzosen niemanden mehr getroffen. Die anderen gehen alle irgendwann den kürzesten Weg von Ghorepani über Ulleri und Birethani nach Nayapul um von dort mit dem Bus oder mit dem Taxi nach Pokhara zu fahren. Mir gefällt der Weg den wir gehen und irgendwann kommen wir an eine Straße auf der nur Fußgänger und Mulis unterwegs sind. Auf meine Frage hin, erklärt mir Dorche, daß hier alles fertig ist, nur die Brücke in Nayapul über den Modi Khola ist halt noch nicht fertig und solange die Brücke noch nicht fertig ist muß man sich die Straße auch nicht mit stinkenden Autos teilen. Je näher wir nach Nayapul kommen umso schneller werden Dorches Schritte. Ich denke mir, daß er die Franzosen einholen will, die in der Früh eine Stunde vor uns aufgebrochen sind. Die Vier treffen wir dann auch in Nayapul beim Essen und man merkt einfach, daß Dorche und der Guide der Franzosen, dessen Namen ich leider vergessen habe, sehr gut miteinander auskommen. Sie unterhalten sich auch darüber, wie sie in Zukunft größere Gruppen zusammen führen könnten. So eine größere Gruppe wäre nichts für mich, wenn ich so etwas jemals wieder mache, dann genau so wie ich es hier gemacht habe, nur mit einem Guide. Nach dem Mittagessen verabschieden sich die Franzosen mit Guide und Porter von uns, sie fahren mit dem Taxi nach Pokhara. Es ist schön wenn man Unterwegs immer wieder solche Menschen trifft, man hat Freude an denselben Dingen und spricht über dieses und jenes und es ist nie lästig wenn man sich trifft. Wir haben leider kein Taxi bestellt und müssen uns um einen Bus nach Pokhara kümmern. Aber das ist eine andere Geschichte. Wer mit dem Gedanken spielt so einen Treck um das Annapurna Massiv zu machen, dem kann ich nur dazu raten! Es ist ein Erlebnis, das man sicherlich nie vergisst. Man erlebt hier zufriedene, liebenswürdige Menschen und die gewohnte Hektik und der Druck des normalen Lebens fällt einfach von einem ab. Aber es sollte bald sein, denn man kann bereits jetzt sehen wie sich dieses Land verändern wird. Alleine wenn man die Ost- und die Westseite des Annapurnagebirges vergleicht, auf der Ostseite gibt es noch keine Straße, hier sind die Menschen vorbehaltloser, die Landschaft und das Leben in den Dörfern ist ursprünglicher. Ein Trekker den ich getroffen habe, verglich dieses Gefühl mit einem Fernsehspot zur Glückspirale in dem Iris Berben und Dieter Krebs ein Paar spielen. Die Beiden liegen in ihren Liegestühlen am Strand und Iris Berben fragt Dieter Krebs: 'Schatz, weißt du eigentlich wie spät es ist?' und Dieter Krebs antwortet: 'Ich glaube es ist November'. Nichts trifft dieses Gefühl hier besser. Durch die Straße auf der Westseite sind hier einfach mehr Menschen unterwegs und das Leben auf dem Weg und in den Dörfern läuft anders ab. Ich denke, wer dieses herrliche Land erleben will, der sollte es bald erleben, denn auch Nepal wird sich verändern.

Ja, der vorletzte Bus nach Pokahara war weg und der letzte Bus ist voll. Da wir aber heute noch unbedingt nach Pokahara wollen müssen wir wohl oder übel auf dem Dach des Busses fahren. Über eine schmale Leiter am Heck des Busses geht es dann auf das Dach. Ich suche mir vorne einen Platz damit ich mich während der Fahrt an der Gepäckreling festhalten kann. Dorche sitzt ganz vorne in einer Blechkiste, die sonst wohl als eine Art Kofferraum dient. Wir waren zwar die ersten die auf dem Dach Platz genommen haben, aber mittlerweile sind noch eine Gruppe junge Burschen und ein Hindu-Pilger auf dem Dach angekommen. Dieser Pilger ist dermassen stoned, daß er gleich einschläft. Und schon geht es los, der Bus startet mit einer riesen Dieselwolke und setzt sich schlingernd in Bewegung. Wir verlassen den Talkessel von Naypuhl über eine mittlerweile gewohnt schlechte Straße Richtung Pokahara. Der Bus kämpft sich Kurve um Kurve einen Pass hinauf und es wackelt und schlingert. Zum Ausweichen geht es schon verdammt weit nach links an den Rand der Straße. Als es nach der Passhöhe dann bergab geht, schaue ich in das verkniffene Gesicht von Dorche und frage ihn was er hat. Er meint hoffentlich funktionieren die Bremsen an dem Fahrzeug. Ich denke mir, ob ich drinnen sitze oder hier auf dem Dach, das macht keinen Unterschied. Irgendwie ist es cool so auf dem Dach des Busses zu sitzen und die Landschaft und den restlichen Verkehr in frischer Luft zu beobachten. Auf einmal bremst der Bus und bleibt stehen, hundert Meter weiter ist eine Polizeikontrolle und alle Nepali müssen runter vom Dach und sich irgendwie in den Bus quetschen. Nur ich und der Pilger dürfen oben bleiben. Ich, weil ich ein Tourist bin bei dem die Polizei sowieso alle Augen zudrückt und der Pilger, weil bei dem sowieso alles egal ist. Es geht durch die Kontrolle und nach weiteren hundert Metern bleibt der Bus wieder stehen und alle die vorher oben waren klettern auch wieder auf das Dach und weiter geht es. Irgendwann wird der Pilger trotz seiner Dröhnung wach und fragt ob wir schon in Pokahara sind, einer der Burschen sagt ihm, wir sind schon gleich in Kathmandu. Jetzt will er unbedingt vom Bus, da Kathmandu ja schließlich zweihundert Kilometer weiter im Osten ist und er da ja gar nicht hin will. Alle lachen und der Pilger legt sich wieder hin und schläft weiter. So nach ca. 40 Kilometer wird der Bus langsam leerer und da es leicht zu regnen beginnt, suchen Dorche und ich uns auch einen Platz im Inneren des Busses. Hier teile ich mir dann mit 2 Nepali einen Platz und ich unterhalte mich mit den beiden auf Englisch. Gegen 16:00 Uhr kommen wir dann in Pokahara an und wir fahren mit einem Taxi zum Hotel 'Annapurna-View', das direkt am Phewa-See liegt. Es ist ein tolles Hotel, mit Luxus den ich schon gar nicht mehr gewöhnt bin, zum Beispiel ein schönes Badezimmer mit eigener Toilette und ein großes sauberes Bett. Als ich nach dem duschen aus dem Zimmer komme, treffe ich Lucia. Ich staune, aber sie erzählt mir, daß ihr Dorche eine Karte von dem Hotel gegeben hat und sie sind dann auf dem schnellsten Weg hierhergekommen. Pavel geht es so schlecht, daß er nicht mal aufstehen kann, den hat die Chardia voll erwischt. Wir sitzen auf einem überdachten Balkon im ersten Stock und beobachten ein Gewitter das mittlerweile aufgezogen ist. Von hier hat man auch einen schönen Blick über den See. Später am Abend gehen Lucia und ich dann noch mit Dorche zum Abendessen, hier erzählt er uns, daß er mit uns morgen in der Früh um 3:00 Uhr nach Sarankot will. Sarankot ist der Aussichtspunkt in Pokahara, von hier aus sieht man wie die Sonne hinter dem zweigeteilten Gipfel des Machapuchare aufgeht und einen unvergesslichen Sonnenaufgang darstellen soll.









Tag 21 - Freitag 17.04.2009

Pünktlich um 03:00 Uhr kommt Dorche zum Wecken. Wir fahren mit dem Taxi nach Sarangkot. Sarangkot ist ein Berg in der Nähe von Pokahara auf dem auch eine Sternwarte steht. Es wird schon langsam hell als wir die letzten Stufen des Aussichtsturmes erreichen, aber vom Machapuchare ist auch dieses Mal keine Spur zu sehen. Er hüllt sich auch heute wieder in Wolken. Schade aber einen Versuch war es auf alle Fälle wert. Jetzt freue ich mich auf ein Frühstück, das es heute im Garten des Annapurna-View Hotels gibt. Am Nachmittag fahren wir dann noch mit dem Boot über den Phewa-See zur Taubeninsel, der Name ist hier wirklich Programm, hunderte von Tauben sitzen in den Bäumen und auf den Tempeln der Insel. Einer der Tempel ist bei den Hindus als Hochzeittempel sehr beliebt. Es ist auch gerade eine Hinduhochzeit im Gange als wir dort ankommen. Die Frauen und die Mädchen tragen farbenprächtige Kleider und die Männer haben ihre Ledergürtel aus den Hosen genommen und sie haben auch ihre Schuhe ausgezogen. Gegenstände die aus Rindsleder sind dürfen in einem Hindutempel nicht getragen werden, alles wegen der heiligen Kühe. Pokhara hat schon was, irgendwie herrscht hier ein lockeres Lebensgefühl, es gibt jede Menge Läden, Restaurants und auch Kneipen, hier kann man es gut aushalten. Am späten Nachmittag kommt Dorche dann mit einem Nepali und erklärt mir, daß er mein Fahrer nach Chitwan ist. Ich erkläre ihm, daß mit Maikel Dai ausgemacht war, daß ich mit dem Bus fahre. Dorche meint, daß es mit dem Bus 7 Stunden dauert bis man in Chitwan ist und man ist auch wieder 7 Stunden mit dem Bus von Chitwan nach Kathmandu unterwegs, der Fahrer schafft die Strecke aber jeweils in 3 Stunden. Ich frage ihn wie er dazu kommt und er meint der Fahrer sei ihm noch einen Gefallen schuldig und außerdem wäre es doch für den Fahrer auch was wenn ich ihm in Kathmandu für die gefahrenen Strecken 1000 Rupies, das sind 10 Euro, geben würde. Ich bin schon erstaunt 10 Euro und dafür wartet der Mann drei Tage auf mich in Chitwan.